Stammzellen als Testsystem für neue Schmerzmittel
LIFE & BRAIN GmbH
Pro Jahr fallen ca. 30 Mrd. Euro für Schmerzmittel sowie ca. 40 Mrd. Euro an indirekten Kosten (z.B. durch Arbeitskraftverlust) an. Dabei zielen die meisten verfügbaren Therapeutika auf kurzfristige Schmerzlinderung. Die Ursachen, vor allem von chronischen Schmerzen, sind größtenteils unbekannt. Studien zeigen, dass sieben bis zehn Prozent der Bevölkerung an neuropathischen Schmerzen leiden. Diese entstehen durch Schäden des peripheren Nervensystems als Folge von Unfällen oder schweren Erkrankungen. Das Konsortium NeuRoWeg hat sich zum Ziel gesetzt, am Beispiel des Diabetes-induzierten Neuropathieschmerzes ein Stammzell-abgeleitetes Zellsystem für die Schmerz-Grundlagenforschung und industrielle Wirkstoffforschung zu etablieren.
Ist ein potenzieller Wirkstoff oder Wirkmechanismus identifiziert, muss dieser in letzter Instanz am Patienten getestet werden. Eine möglichst frühe – noch vor dem Zeitpunkt klinischer Studien-Testung an menschlichen Nervenzellen könnte helfen, die Erfolgsquote in der Wirkstoffentwicklung zu verbessern und das Risiko in der klinischen Testung zu minimieren. Nervenzellen des Schmerzsystems, sog. nozizeptive Neurone, lassen sich im Labor nicht vermehren und stehen auch durch Organspender in nur sehr geringem Umfang als Testobjekt zur Verfügung. Aus Haut- oder Blutproben von Patienten lassen sich jedoch mit Hilfe der Reprogrammierungstechnik induziert pluripotenten Stammzellen (iPS) gewinnen und daraus Schmerzneurone ableiten.
„Die interdisziplinäre Zusammensetzung des Konsortiums verspricht einen großen Erkenntnisgewinn zur Entstehung chronischer Schmerzen und der Nutzung von Stammzell-abgeleiteten Zellen für die Wirkstofftestung“, meint Prof. Dr. Oliver Brüstle vom Institut für Rekonstruktive Neurobiologie und der LIFE & BRAIN GmbH an der Universität Bonn. Sein Institut wird die Protokolle zur Etablierung der benötigten Zelltypen aus iPS erarbeiten. Die LIFE & BRAIN GmbH übernimmt die standardisierte und automatisierte Herstellung der Zellen in großem Format und die Entwicklung von aussagekräftigen Testsystemen. Konsortialpartner Prof. Dr. Tim Hucho, Bereichsleiter Experimentelle Anästhesiologie und Schmerzforschung an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln, gilt als Experte für die Analyse von zellulären Schmerzsignalwegen. Ein in seinem Labor entwickelter „High Content“ Mikroskopieansatz wird erstmalig zur Analyse des Erfolgs der Herstellung von Schmerzneuronen aus Stammzellen angewandt werden und die Wirkstoffentwicklung unterstützen.
Dr. Klaus-Dieter Langner, Chief Scientific Officer des Konsortialführers Grünenthal Group, ergänzt: „Für Grünenthal ist die Entwicklung wirksamer Medikamente für Patienten mit Schmerzen seit Jahrzehnten eine Kernaufgabe. Wir freuen uns, dass wir in diesem Netzwerk hier in Nordrhein-Westfalen gemeinsam an solch wichtigen Fragestellungen arbeiten werden.“
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