Neues Verfahren für beschleunigte Wundheilung

Science4Life Konzeptphasengewinner EmaCure stellt sich vor

06.05.2016 - Deutschland

Mehr als 20 Millionen Menschen leiden aktuell allein in Europa und den USA unter chronischen Wunden, die Tendenz ist steigend. Menschen mit Grunderkrankungen wie Diabetes, Venenschwäche oder Infektionen sind besonders davon betroffen. Der diabetische Fuß und offene Beine sind nur zwei Beispiele für chronische Wunden, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Patienten leiden unter ständigen Schmerzen und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

Science4Life e.V.

Das Team von EmaCure mit den Schirmherren der Gründerinitiative, v.l.n.r. der hessische Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson, Stephan Thiesen, Dr. Ektoras Hadjipanayi, Dr. Sarah von Isenburg, Prof. Dr. Arndt Schilling, Matthias Pein, und Dr. Karl-Heinz Baringhaus von Sanofi

Bei gesunden Menschen läuft die Wundheilung automatisch ab. Sobald die Zellen beschädigtes Gewebe registrieren, beginnen sie mit der Ausschüttung verschiedener Botenstoffe (Mediatoren). Diese Wundheilungsmediatoren steuern die für die Heilung nötigen Prozesse im umliegenden gesunden Gewebe, so dass neue Blutgefäße gebildet werden. Bei schwer verletzten Patienten oder Grunderkrankungen wie Diabetes und Infektionen sind die Zellen im Wundbereich dauerhaft mit Sauerstoff unterversorgt. So werden Mediatoren nicht oder nur unzureichend gebildet und die Wunden heilen entweder verzögert oder gar nicht ab. Aktuell werden chronische Wunden nach dem Prinzip des Advanced Wound Management (AWM) behandelt. Diese Behandlung zielt nicht auf die Wundheilungsprozesse selbst ab. Eine Kombination aus Wundauflagen und Pharmazeutika sorgt dafür, dass durch ein feuchtes Milieu die Wunde aktiv bleibt und so in ihrem eigenen Tempo heilt. Die Heilung findet allerdings bei bestehenden Grunderkrankungen stark verlangsamt statt. Erhebliche Fortschritte hat hier das interdisziplinäre Team EmaCure aus der TU München unter der Führung von Prof. Dr. Arndt Schilling erreicht.

Aus Untersuchungen über Gewebeheilungsprozesse haben sie ein Verfahren entwickelt, mit dem Wundheilungsmediatoren aus patienteneigenem Blut gewonnen werden. Den Blutzellen wird außerhalb des Körpers eine Verwundungssituation „vorgetäuscht“, woraufhin die Zellen Mediatoren produzieren. Für den Patienten ist der Prozess vergleichbar mit einer einfachen Blutabnahme. Um die gewonnenen Mediatoren dann auf die Wunde aufbringen zu können, nutzt das neue Verfahren ein Hydrogel als Träger. In diesem können die Mediatoren tiefgekühlt bis zu drei Monaten gelagert und dem Patienten nach Bedarf verabreicht werden. Die bei EmaCure genutzte Substanz besteht ausschließlich aus patienteneigenen Proteinen in einer dem physiologischen Gewebe ähnlichen Konzentration. Dies hat den Vorteil, dass Patienten keine immunologischen Reaktionen, Ansteckungsgefahr oder Überdosierung befürchten müssen. Die Behandlungsmethode reaktiviert die körpereigenen Heilungsmechanismen und führt zu einem schnelleren Verschluss der Wunde.

Derzeit wird das Team von EmaCure durch den EXIST-Forschungstransfer gefördert. Noch in 2016 soll eine GmbH gegründet werden. Um das Verfahren schnell auf den Markt zu bringen und Patienten mit chronischen Wunden dauerhaft zu helfen, hält das Team Ausschau nach Investoren. Die Gründer wollen das Verfahren zukünftig auch für weitere Einsatzmöglichkeiten wie etwa bei der Behandlung innerer Wunden oder im Bereich der ästhetischen Chirurgie modifizieren.

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