Studenten sehen Stärkung der Allgemeinmedizin skeptisch

Bund und Länder wollen gegen den Ärztemangel auf dem Land angehen und dazu auch das Medizinstudium reformieren

01.03.2016 - Deutschland

(dpa) Die meisten Medizinstudenten stehen nach einer Umfrage der von der Bundesregierung geplanten Reform ihres Studienganges skeptisch gegenüber. Drei Viertel (74 Prozent) halten eine stärkere Einbindung der Allgemeinmedizin in das Studium für nicht nötig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag des Marburger Bundes unter Medizinstudenten, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Auf besonders starke Ablehnung stößt danach die Forderung nach einem Pflichtabschnitt Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr am Ende des Studiums.

Die Bundesregierung will mit ihrer Reform dem zunehmenden Mangel an Hausärzten auf dem Lande entgegenwirken. Bis Ende des Jahres wollen Gesundheits- und Wissenschaftsminister von Bund und Ländern einen im Koalitionsvertrag festgelegten «Masterplan Medizinstudium 2020» erarbeiten.

Das Interesse am Fach Allgemeinmedizin sei indes größer, als es Berichte über Nachwuchsmangel nahelegten, so der Marburger Bund, der angestellte Ärzte vertritt. Für mehr als die Hälfte der weiblichen Studierenden (52 Prozent) kommt laut Umfrage nach dem Studium eine Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin in Frage, bei den Männern ziehen immerhin 46 Prozent eine entsprechende Fachausbildung in Betracht.

Bessere Bedingungen wie geregelte Arbeitszeiten, gute Verdienstmöglichkeiten oder überschaubares finanzielles Risiko würden die Motivation erhöhen, den Hausarztberuf zu wählen, sagen immerhin drei Viertel (74 Prozent) der Befragten. Der Nachwuchs für die Allgemeinmedizin sei also durchaus vorhanden, so der Marburger Bund. Doch die Rahmenbedingungen schreckten eher ab.

Der Chef des Marburger Bundes, Rudolf Henke, sagte zu den Ergebnissen des Studentenbarometers 2016, das Fach Allgemeinmedizin genieße einen guten Ruf. Eine Stärkung des Faches erwarteten die Studierenden aber nicht von weiteren Regulierungen in der ärztlichen Ausbildung, sondern von besseren Rahmenbedingungen für den Allgemeinarzt.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge bekräftigte dagegen, dass Anreize für eine Tätigkeit als Allgemeinmediziner schon bei der Zuweisung von Studienplätzen und während des Studiums gesetzt werden müssten. Er rief die Länder auf, «möglichst an allen medizinischen Fakultäten Lehrstühle für Allgemeinmedizin einzurichten». Zudem sollte es mehr Medizinstudienplätze geben, sagte er der dpa.

Nur jeder zweite Hausarzt findet derzeit einen Nachfolger. Nach Einschätzung von Fachleuten müssten deshalb mindestens doppelt so viele Fachärzte für Allgemeinmedizin weitergebildet werden, wie dies derzeit der Fall ist.

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