Arzneimittel-Cocktail in Böden und Gewässern
Mit der Gülle gelangen problematische Arzneimittel in die Umwelt
pixabay.com, CC0
"Arzneimittel sind eine wichtige Errungenschaft. Doch in der Umwelt werden sie zum Problem" so Dipl.Ing.agr. Susan Haffmans von Umweltverband PAN Germany, "daher müssen die Einträge dringend reduziert werden. Das fängt bereits bei der Nutztierhaltung an. Hier muss die Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes ernsthaft vorangetrieben und endlich die verbreitete Mitbehandlung gesunder Tiere drastisch eingeschränkt werden. Darüber hinaus benötigen wir eine bessere Verankerung des Umweltschutzes im Tierarzneimittelrecht, die Einführung von Grenzwerten für die Belastung von Gewässern mit Arzneimitteln, wie es sie bereits für Pestizide gibt, sowie ein verpflichtendes Umwelt-Monitoring".
Arzneimittel sind so konzipiert, dass sie stabil sind gegenüber einem sauren pH-Wert und bestimmten Enzymen. Nur so können sie im Organismus eines erkrankten Tieres wirksam bleiben. Bis zu 90 % der Wirkstoffe werden nach Verabreichung unverändert wieder ausgeschieden. Mit der Gülle oder dem Mist gelangen sie in die Umwelt, wo ihre abtötende Wirkung auf Bakterien oder Parasiten oder ihre hormonelle Wirkung zu unerwünschten schädlichen Auswirkungen bei Nichtzielorganismen führen können. In Gülle nachweisen lassen sich vor allem Rückstände von Antibiotika aus der Intensivtierhaltung wie Sulfonamide, Makrolide und Tetracycline.
In den Böden können diese Antibiotika-Rückstände zu Verschiebungen in der Zusammensetzung von Bodenmikroorganismen führen, Antibiotika-resistente Bodenbakterien fördern und nützliche Pilze schädigen. Die Langzeitfolgen für die Bodenfruchtbarkeit sind nicht absehbar. Bei den Antiparasitika gibt es eine Reihe von Wirkstoffen, die sehr langlebig sind, sich anreichern können und toxisch auf Organismen wie Insekten oder Fische wirken.
Deutschlandweit liegt das jährliche Gülle- und Mistaufkommen bei 309.522.716 Kubikmetern. Mengenmäßig am relevantesten ist die Menge der Rinder- und Schweinegülle, die mit bis zu 260 mg Wirkstoff/kg belastet ist. Flächen, die regelmäßig mit Schweinegülle gedüngt werden, weisen Tetracycline-Konzentrationen von teilweise deutlich oberhalb von 100 Mikrogramm/kg Oberboden auf.
In der kommenden Woche am 17.2.16 stimmt der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments über den Vorschlag für ein überarbeitetes europäisches Tierarzneimittel-Gesetze ab. PAN Germany hält den Vorschlag vor dem Hintergrund einer notwendigen Minderung von Arzneimittel-Einträgen in die Umwelt für nicht ausreichend.
Meistgelesene News
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.