Ein Muskelprotein fördert die Heilung von Nerven

25.01.2019 - Deutschland

Normalerweise heilen verletzte Fasern in Gehirn und Rückenmark nicht. Bochumer Biologen hoffen auf neue Ansätze mittels Gentherapie.

RUB, Marquard

Das erfolgreiche Bochumer Forscherteam: Prof. Dr. Dietmar Fischer, Dr. Philipp Gobrecht, Dr. Marco Leibinger und Alexander Hilla (von links)

Geschädigte Nervenfasern des Zentralen Nervensystems (ZNS) im Gehirn, Sehnerv oder Rückenmark sind normalerweise nicht regenerationsfähig. Grund dafür ist unter anderem, dass Nervenfasern die Proteine, die für ihr Nachwachsen notwendig sind, nicht oder nur unzureichend bilden. Das Team des Lehrstuhls für Zellphysiologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unter Leitung von Prof. Dr. Dietmar Fischer konnte zeigen, dass unter bestimmten Bedingungen in verletzten Nervenzellen des ZNS ein Protein gebildet wird, das bisher nur in Muskelzellen beschrieben wurde. Das Muscle-LIM-Protein trug in Versuchen zur Regeneration der verletzten Nerven bei.

Bisher keine klinisch anwendbare Therapie

Verletzungen oder Erkrankungen der Nerven im Zentralnervensystem führen zu dauerhaften Behinderungen, zum Beispiel Querschnittslähmung nach Rückenmarksverletzungen oder Blindheit nach Schädigungen des Sehnervs. „Klinisch anwendbare Therapien zur Nervenregeneration stehen bisher noch nicht zur Verfügung“, stellt Dietmar Fischer fest. Das liegt daran, dass die Nervenfasern – die Axone – die Proteine, die für ihre Regeneration nötig wären, nicht oder nur unzureichend herstellen. „Wenn wir solche Proteine identifizieren und über Gentherapie ihre Herstellung einleiten könnten, hätten wir neue anwendbare Ansätze zur Nervenregeneration“, so Fischer.

Einen Schritt in diese Richtung hat sein Team mit der Entdeckung getan, dass das Muscle-LIM-Protein (MLP), das eine wichtige Rolle zum Beispiel im Herzen spielt, unter bestimmten Bedingungen auch in Nervenzellen des Zentralnervensystems produziert wird.

MLP stabilisiert Strukturen in Wachstumskegeln

Die Forscher konnten nachweisen, dass MLP dann besonders stark in Neuronen gebildet wird, wenn diese künstlich zum Wachstum von Nervenfasern angeregt wurden. Das Protein sammelte sich dabei in den Spitzen der nachwachsenden Fasern an und stabilisierte dort Strukturen in den sogenannten Wachstumskegeln, die für die Regeneration besonders wichtig sind.

Blockierten die Wissenschaftler die Funktion des Proteins oder unterdrückten sie dessen Bildung, reduzierte sich die Fähigkeit der Nervenzellen zum Wachstum von Axonen erheblich. Wenn die Forscher künstlich mittels Gentherapie dafür sorgten, dass die geschädigten Nervenzellen MLP produzierten, zeigten deren Axone eine deutlich gesteigerte Regenerationsfähigkeit. Das führte dazu, dass Axone bei Tieren erheblich stärker in den verletzten Sehnerv wachsen konnten als ohne die Behandlung.

Weitere Studien werden folgen

„Ob ähnliche Ansätze auch in anderen Bereichen des verletzten Gehirns oder Rückenmarks oder nach Schlaganfällen die Regeneration fördern, werden wir zukünftig am Lehrstuhl für Zellphysiologie weiter untersuchen“, so Fischer.

Originalveröffentlichung

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Diese Produkte könnten Sie interessieren

Antibody Stabilizer

Antibody Stabilizer von CANDOR Bioscience

Protein- und Antikörperstabilisierung leicht gemacht

Langzeitlagerung ohne Einfrieren – Einfache Anwendung, zuverlässiger Schutz

Stabilisierungslösungen
DynaPro NanoStar II

DynaPro NanoStar II von Wyatt Technology

NanoStar II: DLS und SLS mit Touch-Bedienung

Größe, Partikelkonzentration und mehr für Proteine, Viren und andere Biomoleküle

Loading...

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

So nah, da werden
selbst Moleküle rot...

Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten

Themenwelt Gentherapie

Genetische Erkrankungen, die einst als unbehandelbar galten, stehen nun im Zentrum innovativer therapeutischer Ansätze. Die Forschung und Entwicklung von Gentherapien in Biotech und Pharma zielen darauf ab, defekte oder fehlende Gene direkt zu korrigieren oder zu ersetzen, um Krankheiten auf molekularer Ebene zu bekämpfen. Dieser revolutionäre Ansatz verspricht nicht nur die Behandlung von Symptomen, sondern die Beseitigung der Krankheitsursache selbst.

Themenwelt anzeigen
Themenwelt Gentherapie

Themenwelt Gentherapie

Genetische Erkrankungen, die einst als unbehandelbar galten, stehen nun im Zentrum innovativer therapeutischer Ansätze. Die Forschung und Entwicklung von Gentherapien in Biotech und Pharma zielen darauf ab, defekte oder fehlende Gene direkt zu korrigieren oder zu ersetzen, um Krankheiten auf molekularer Ebene zu bekämpfen. Dieser revolutionäre Ansatz verspricht nicht nur die Behandlung von Symptomen, sondern die Beseitigung der Krankheitsursache selbst.