Bahnbrechende Strategie bei aggressivem Krebs

01.12.2015 - Niederlande

Ein neuer Kombinationsansatz vereint Immuntherapie mit fotodynamischer Bremachlorin-Therapie bei fortgeschrittenem Krebs

Eine am Leiden University Medical Center (LUMC) in den Niederlanden durchgeführte Laborstudie stellte fest, dass Immuntherapie sich wirksam mit fotodynamischer Therapie (PDT) kombinieren lässt, um bestehende Tumoren verschwinden zu lassen. Der Ansatz führt zu einer schlagkräftigeren Tumorzerstörung und einer robusten systemischen Immunantwort auf die Krankheit. Über die Ergebnisse der Studie wird bereits vor der Drucklegung in der Online-Ausgabe des medizinischen Journals Clinical Cancer Research vom 6. November 2015 berichtet.

"Diese Studie ist ein erster Schritt", erklärt Professor Ferry Ossendorp, der Hauptforscher der Studie. "Wir bereiten jetzt weitere präklinische Studien vor, um klinische Akzeptanz in Westeuropa zu erreichen." Dr. Ossendorp leitete die Studie zusammen mit dem Doktoranden Jan Willem Kleinovink der Abteilung für Immunhämatologie und Bluttransfusion des LUMC, in enger Zusammenarbeit mit Dr. Clemens Lowik, der jetzt am Erasmus University Medical Center in Rotterdam tätig ist.

Die Forscher konzentrierten sich auf eine Kombination von zwei bewährten Therapien, PDT und Immuntherapie, um aggressive Tumoren zu beseitigen. PDT erfordert die Nutzung eines lichtsensibilisierenden Wirkstoffen beziehungsweise Photosensibilisators zusammen mit Sauerstoff und Licht, um Reaktionen auszulösen, die zur selektiven Zerstörung der Tumoren führen, wodurch diese Tumoren für das Immunsystem angreifbar werden. Bei der Immunotherapie werden zudem eine Reihe von Strategien mit eingeschlossen, die darauf abzielen, verschiedene Teile und Mechanismen des Immunsystems auszunutzen.

"Diese Kombination führt zu einer breiten und wirksamen Immunantwort bei bestehenden Tumoren", sagt Ossendorp. "Wir haben sogar beobachtet, dass weit entfernte Tumoren bei einigen Tieren verschwanden."

Der in dieser Studie genutzte photosensibilisierende Wirkstoff war Bremachlorin, ein nicht toxischer, aus Chlorophyll gewonnener Wirkstoff, der Licht einfängt und dann die Lichtenergie für therapeutische Zwecke weiterleitet. Die von ihnen ausgewählte Immuntherapiestrategie konzentriert sich auf einen peptidbasierten Impfstoff, der konkret das gegen Krebs vorgehende T-Zellen-System aktiviert.

Die Leiden-Studie nutzte zwei Arten von Tumormodellen: aggressives Lymphom und aggressiver Gebärmutterhalskrebs. Im Rahmen der Studie wurde herausgefunden, dass Bremachlorin-PDT bereits allein bei allen Versuchstieren das Tumorwachstum bedeutend verlangsamte. In der Kombination von PDT mit einer peptidbasierten Impfstoffstrategie wurde ein Drittel der Mäuse vollständig vom Krebs befreit, das heisst, die Krebskrankheit konnte vollständig geheilt werden.

Alle geheilten Versuchstiere waren dann vollkommen geschützt gegen eine anschliessende Entwicklung der gleichen Krebsart. Darüber hinaus führte die kombinierte Behandlung von primären Tumoren zur Beseitigung der entfernten Sekundärtumoren beziehungsweise Metastasen. Diese aussergewöhnliche Feststellung müsse weiter untersucht werden, so Ossendorp. Metastatische Erkrankungen sind der Hauptgrund für krebsbedingte Todesfälle.

Die Forscher schlossen, dass Bremachlorin-PDT zusammen mit der auf langen Peptiden basierenden Impfstoffstrategie eine wirksame Immunreaktion gegen diese aggressiven Malignitäten im ganzen Körper erzeugte. In ihrem Bericht für Clinical Cancer Research merkten sie an, dass die Fotoimmunstrategie der Vereinigung von Immuntherapie mit Bremachlorin-PDT "eine umsetzbare neuartige Behandlungsstrategie für fortgeschrittenen Krebs" biete.

Bremachlorin(R) ist seit 2006 in Russland für die klinische Nutzung (unter dem Namen Radachlorin(R)) zugelassen und verfügt über eine bedingte Zulassung in Südkorea. Präklinische Studien werden derzeit in den Niederlanden mit dem Ziel durchgeführt, die klinische Akzeptanz in Europa zu erhalten. "Nach dem Abschluss unserer präklinischen Studien hoffen wir, klinische Studien an Krebspatienten in der EU zu koordinieren und hoffentlich die Zulassung zum Einsatz der kombinierten Behandlungsstrategie hier in der EU zu erhalten", erklärt Ossendorp.  

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