Pankreas-Krebs: Protein CD44 beeinflusst Metastasen
ITG/KIT
„Wir glauben, dass diese Peptide ein hohes Potenzial als Wirkstoff in der Tumortherapie haben, vor allem für die Behandlung von Pankreaskrebs mit seinen aggressiven Metastasen“, sagt Véronique Orian-Rousseau vom Institut für Toxikologie und Genetik (ITG) am KIT. Das in den 90er Jahren am KIT entdeckte Protein CD44v6 fungiert auf der Zellmembran als Ko-Rezeptor für Signalmoleküle, wodurch bestimmte Enzyme, die sogenannten Tyrosinkinasen wie etwa MET oder VEGFR-2 aktiviert werden. Diese Enzyme beeinflussen maßgeblich die Aktivitäten von Tumorzellen. MET forciert ihre Vermehrung, Migration und Invasion. VEGFR-2 fördert die Angionese, also die Neubildung von Blutgefäßen, die zur Versorgung des Tumors notwendig sind. Damit sind sie entscheidende Faktoren für Wachstum und Verbreitung von Tumorzellen.
Im Rahmen vorklinischer Studien an Tieren und anhand verschiedener Pankreas-Krebs-Modelle haben Wissenschaftler am KIT erstmals nachgewiesen, dass die Ko-Rezeptorfunktion von CD44v6 die treibende Kraft für die Metastasierung ist. Interessanterweise erwiesen sich kleine Abschnitte des CD44v6 Proteins (v6pep genannt) in Tierversuchen als erfolgreiche Hemmstoffe für die Metastasierung. Die Wissenschaftler vermuten, dass sie in die dreidimensionale Proteinstruktur von CD44v6 eingreifen und es damit inaktivieren. Die Peptidbehandlung von tumortragenden Tieren führte zur Reduktion der Tumorlast und zur Hemmung der Metastasenbildung. Aber auch bereits vorhandene Metastasen bildeten sich zurück oder verschwanden gänzlich: „Dies ist das bemerkenswerteste Ergebnis mit Blick auf Bauchspeicheldrüsenkrebs für den die Diagnose meist erst nach Ausbildung von Metastasen möglich ist“, sagt Orian-Rousseau. Insgesamt stieg die Überlebensdauer im Tierexperiment dramatisch. Dabei wirkten die Peptide v6pep wesentlich effizienter als die bislang als Tyrosinkinase-Hemmer eingesetzten Wirkstoffe Crizotinib und Pazopanib. Da die Datenauswertung von an Pankreaskrebs erkrankten Patienten zeigt, dass Metastasierung und kürzere Überlebenszeiten einhergehen mit einem erhöhten Spiegel von CD44v6 und MET ist anzunehmen, dass beim Menschen ähnliche Mechanismen ausschlaggebend sind wie in den Tierexperimenten.
„Hiermit sind wir in der Grundlagenforschung für die Entwicklung von Krebsmedikamenten einen wichtigen Schritt weiter gekommen“, betont die Wissenschaftlerin. Ob und wie sich die Peptide als Wirkstoffe in der Praxis bei menschlichen Patienten bewähren, sollen ab Ende 2016 klinische Studien in Kooperation mit der KIT-Ausgründung „amcure GmbH“ zeigen.
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