Sanofi rudert bei Diabetes-Mitteln zurück

Warten auf neue Strategie

30.10.2015 - Frankreich

(dpa-AFX) Schlechte Aussichten für die Insulin-Kassenschlager: Der französische Pharmakonzern Sanofi muss wegen Nachahmer-Konkurrenz und höheren Rabatten für US-Krankenkassen seine Prognose für die wichtigen Insulin-Medikamente runterschrauben. Am Aktienmarkt kommt das gar nicht gut an - auch solide Zahlen im dritten Quartal traten da in den Hintergrund.

Sanofi erwartet nun für sein Diabetes-Geschäft nach einer schwachen Entwicklung im dritten Quartal einen währungsbereinigten jährlichen Umsatzrückgang von vier bis acht Prozent für die Jahre 2015 bis 2018, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Zuvor waren die Franzosen für den Zeitraum noch von einem stabilen Erlös oder sogar von einem kleinen Wachstum ausgegangen. Mit den Mitteln erwirtschaftet Sanofi fast ein Fünftel seiner Erlöse.

Die Aktie verlor im Vormittagshandel gut fünf Prozent. Die Experten der Societe General hatten für das Diabetes-Geschäft bisher mit einem Prozent Umsatzrückgang jährlich gerechnet. Jetzt warte der Markt auf die Vorstellung der neuen Sanofi-Strategie und Mittelfrist-Ziele am 6. November auf einem Investorentag.

Bei den für Sanofi wichtigen Diabetes-Medikamenten sanken die Einnahmen im Zeitraum Juli bis September währungsbereinigt um 6,6 Prozent. In Nordamerika ging hier der Umsatz um ein Fünftel zurück. Der mit Abstand größte Umsatzbringer, das Insulin Lantus, büßte währungsbereinigt 10,8 Prozent seines Umsatzes ein und erwirtschaftete nur noch 1,56 Milliarden Euro. Das Patent für das Mittel war im ersten Quartal ausgelaufen.

Rückwind bekam Sanofi im dritten Quartal durch den schwachen Euro. In den Entwicklungsländern lief das Geschäft besser, ebenso mit Impfstoffen und der Biotech-Tochter Genzyme. Die Einnahmen stiegen um 9,2 Prozent auf 9,59 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag weiter mitteilte. Ohne den Schub durch die für Sanofi günstigen Wechselkurse hätte das Wachstum im Jahresvergleich bei 3,4 Prozent gelegen.

Der unter anderem um Sondereffekte bereinigte Gewinn kletterte um 8,3 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Hier traf Sanofi die Erwartungen der Experten, beim Umsatz verfehlte der Konzern sie. Die Kosten stiegen dabei bei weitem nicht so stark wie die Erlöse, und das ließ neben geringeren Steuern den Gewinn klettern. Unter dem Strich stieg der Gewinn um fast 37 Prozent auf 1,628 Milliarden Euro.

Der seit April amtierende Sanofi-Chef Olivier Brandicourt hatte im Juli die Eckpfeiler einer neuen Konzernstruktur präsentiert, die sich stärker an Produktgruppen ausrichtet und weniger zentralistisch daherkommt als zuvor. Der Franzose kam vom deutschen Konkurrenten Bayer.

"Trotz des Gegenwinds im Diabetes-Geschäft sind wir zuversichtlich für die langfristigen Aussichten", sagte Brandicourt am Donnerstag. Insidern zufolge wird auch der Verkauf von Unternehmensteilen erwogen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Dabei wird unter anderem das Geschäft rund um Nierenmedizin genannt. Auch für die Tiermedizinsparte würden verschiedene Möglichkeiten durchgespielt.

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