Früherkennung und neue Therapieansätze bei Analkrebs

07.10.2015 - Deutschland

HIV-Infizierte haben trotz verbesserter Behandlungsmöglichkeiten mit antiretroviral wirksamen Medikamenten ein im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung höheres Analkrebs-Risiko. Durch die dauerhafte Infektion der Schamregion mit Humanen Hochrisiko-Papillomviren können sich Vorläuferläsionen entwickeln, aus denen nicht selten Analkarzinome entstehen. Ca. 90 Prozent der HIV-Infizierten sind zusätzlich mit Humanen Papillomviren infiziert.

Bislang können Analkrebsvorstufen nur in spezialisierten Zentren diagnostiziert und behandelt werden. Neue einfachere Therapieansätze werden nun in der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) für HIV-Infizierte erforscht.

Der Analkrebs ist in der Allgemeinbevölkerung eine seltene onkologische Erkrankung: Pro Jahr wird sie nur bei einem von 100.000 Menschen diagnostiziert. „Ein 30- bis über 100-fach erhöhtes Risiko haben jedoch HIV-infizierte Menschen. Hinzu kommt, dass sich bei ihnen die Analkrebs-Vorstufen mitunter rasch entwickeln. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Vorläuferläsionen kann die Entstehung von Analkarzinomen verhindern“, erläutert Dr. med. Stefan Esser, Leiter der HIV/STI/Proktologie-Ambulanz und Oberarzt an der Klinik für Dermatologie und Venerologie am UK Essen. Deshalb empfiehlt auch die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) den Betroffenen regelmäßige proktologische Früherkennungsuntersuchungen und eine rasche Behandlung auffälliger Veränderungen.

Beim Standardverfahren werden die Vorläuferläsionen operativ mit einem Elektrokauter abgetragen, was bislang jedoch nur in auf Proktologie spezialisierten Zentren mit entsprechender technischer Ausstattung möglich ist. Die lokale Behandlung mit Trichloressigsäure ist weniger aufwendig, wird bereits bei genitalen Feigwarzen erfolgreich eingesetzt und kann einfacher in der lokalen Arztpraxis durchgeführt werden. Aber ist diese Methode auch bei Analkrebsvorläufern von HIV-Infizierten genauso wirksam wie die Elektrokaustik? Diese Frage soll nun in einer klinischen Studie am UK Essen geklärt werden. „Wir möchten für die Früherkennung und Therapie von Analkrebs und seinen Vorläuferläsionen besonders bei HIV-Infizierten werben. Wenn bekannter wäre, dass Analkrebs wie der Gebärmutterhalskrebs mit vergleichsweise geringem Aufwand häufig verhindert werden kann, würden auch mehr HIV-Infizierte die Möglichkeit der Früherkennung wahrnehmen“, erklärt Dr. med. Stefan Esser.

Die TECAIN-Studie („Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie mit topischer Trichloressigsäure versus Elektrokauterisation von analen intraepithelialen Neoplasien bei HIV-positiven Patienten“) startete am 01.Oktober 2015 und wird mit 1,8 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In die Untersuchung eingeschlossen werden 560 erwachsene HIV-infizierte Patienten, bei denen Analkrebsvorstufen festgestellt wurden. Initiiert wurde die Studie durch die Klinik für Dermatologie und Venerologie am UK Essen, die in der HPSTD-Ambulanz interdisziplinär über 1.600 HIV-infizierte Patienten versorgt. Insgesamt beteiligen sich bisher neun weitere proktologische Zentren aus ganz Deutschland an der Studie.

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