Vom Nitroglycerin zur Therapie für Herz und Lunge

Team von Bayer und der Justus-Liebig-Universität für Deutschen Zukunftspreis nominiert

18.09.2015 - Deutschland

Ein Wissenschaftler-Team von Bayer und dem Lungenforschungszentrum an der Justus-Liebig-Universität Gießen ist für die Entwicklung eines Medikaments zur Behandlung von zwei lebensbedrohlichen Formen des Lungenhochdrucks für den Deutschen Zukunftspreis 2015, den Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, nominiert worden. Im Ehrensaal des Deutschen Museums in München gab der Juryvorsitzende Prof. Dr. Ferdi Schüth die drei Teams für die Endausscheidung bekannt. Aus den Einreichungen wählte eine Expertenjury die bedeutendsten Arbeiten für die endgültige Entscheidung aus, die Bundespräsident Joachim Gauck am 2. Dezember 2015 in Berlin verkünden wird.

Bayer AG

Prof. Dr. Johannes-Peter Stasch, Dr. Reiner Frey und Prof. Dr. Ardeschir Ghofrani haben zusammen mit weiteren Wissenschaftlern ein Medikament zur Behandlung von zwei lebensbedrohlichen Formen des Lungenhochdrucks entwickelt. Menschen, die von dieser Erkrankung betroffen sind, haben eine erheblich eingeschränkte Lebensqualität. Sie leiden unter Leistungsmangel, Atemnot und kreislaufbedingten Ohnmachtsanfällen, wodurch sie selbst bei alltäglichen Aktivitäten wie Treppensteigen oder beim Verrichten des Haushaltes stark eingeschränkt sind. Bleiben Erkrankte unbehandelt, führt der Lungenhochdruck binnen weniger Jahre zum Tod durch Herzversagen.

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) hatte das Projektteam um das Medikament für den Deutschen Zukunftspreis vorgeschlagen. Die Erforschung des innovativen Wirkmechanismus des Medikaments beruht auf einer 130 Jahre alten Therapie mit Nitroglycerin: Initial als Sprengstoff verwendet, wird es therapeutisch bei Angina pectoris eingesetzt. Im Körper setzt es Stickstoffmonoxid (NO) frei, das die Gefäße erweitert und den Blutdruck senkt, aber auch sehr schnell abgebaut wird. NO wird auch vom Körper selbst gebildet. Patienten mit Lungenhochdruck bilden zu wenig NO und der Druck in den Lungenarterien steigt. Der innovative Wirkstoff dagegen stimuliert direkt ein Enzym namens lösliche Guanylatcyclase (sGC) und beeinflusst es gleichzeitig so, dass es auf das körpereigene NO sensibler reagiert. Die sGC nimmt im Herzkreislauf-System eine Schlüsselfunktion ein und reguliert wichtige physiologische Prozesse, wie z. B. die Erweiterung von Blutgefäßen. Medikamente, welche die sGC direkt stimulieren und somit die Wirkung von NO verstärken oder gar ersetzen können, stellen eine hoffnungsvolle Therapie für Lungenhochdruck dar.

Mittlerweile mehren sich in der Wissenschaft die Anzeichen dafür, dass sGC-Stimulatoren auch bei vielen anderen Herz-Kreislauferkrankungen positive Wirkungen haben können, wenn diese mit einer Störung des NO-sGC-Signalwegs einhergehen. In einer weltweiten strategischen Kooperation arbeitet Bayer mit seinem Partner MSD an einem umfassenden Studienprogramm zur Untersuchung dieses Potentials.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Weitere News von unseren anderen Portalen

Heiß, kalt, heiß, kalt -
das ist PCR!