Neue Arzneimittel kommen oft nicht im Versorgungsalltag an
Die Techniker Krankenkasse hat gemeinsam mit den Professoren Dr. Gerd Glaeske und Dr. Wolf-Dieter Ludwig den Innovationsreport 2015 vorgestellt, darin stellen neue Arzneimittel häufig gar keinen Fortschritt im Versorgungsalltag dar. Nur eines von 20 untersuchten Medikamenten erhielt demnach eine grüne Ampel in der Gesamtbewertung. Trotzdem seien mehr als die Hälfte der untersuchten Präparate schon jetzt in die Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften aufgenommen worden. Es gäbe außerdem zahlreiche Präparate, die durch das AMNOG-Verfahren (Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes) aufgewertet würden. Henning Fahrenkamp, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie widerspricht dem deutlich: "Das AMNOG-Verfahren führt vielmehr regelmäßig dazu, dass innovative Arzneimittel gerade in wichtigen Indikationen vom Markt genommen werden müssen. Leider können viele Innovationen gar nicht erst im Versorgungsalltag unter Beweis stellen, dass sie eine echte Verbesserung sind, denn sie fallen durch das starre Raster der frühen Nutzenbewertung. Gerade bei chronischen Erkrankungen kann ein Zusatznutzen zum Zeitpunkt der Zulassung häufig nicht gezeigt werden, da sich positive Effekte z. B. bei der Lebensverlängerung erst nach langer Anwendungszeit zeigen. Die Folgen sind dramatisch, denn diese Präparate erhalten regelmäßig keinen Zusatznutzen zuerkannt und gehen aufgrund wirtschaftlich untragbarer Erstattungsbeträge vom Markt, zum Beispiel im Bereich Diabetes oder Epilepsie. Wir fordern, dass die AMNOG-Bewertungsmethodik an die Situation bei chronischen Erkrankungen angepasst wird, um den Zusatznutzen adäquat bewerten zu können,z. B. durch die Akzeptanz von Surrogatparametern", so Fahrenkamp.
Immer häufiger kommt es vor, dass neue Arzneimittel ohne positive AMNOG-Bewertung aus dem deutschen Markt gehen und folglich den Patientinnen und Patienten hierzulande nicht mehr zur Verfügung stehen oder absurderweise aus dem Ausland importiert werden müssen. Bereits Ende 2014 standen nach 70 abgeschlossenen oder abgebrochenen Preisverhandlungen 13 dieser bewerteten Arzneimittel und damit fast 20 Prozent nicht mehr zur Verfügung. Zum heutigen Zeitpunkt sind es bereits 19 Präparate, die nicht mehr am deutschen Markt verfügbar sind. Das ist aus Sicht des BPI hochproblematisch, denn die Therapievielfalt und die Möglichkeiten des Arztes werden deutlich eingeschränkt. "Wenn kein Zusatznutzen belegt ist, heißt das ja noch lange nicht, dass da auch keiner ist", betont Henning Fahrenkamp. "Ein von uns beauftragtes Gutachten der Gesundheitsökonomen Prof. Cassel und Prof. Ulrich hat kürzlich erst gezeigt, dass in der weit überwiegenden Zahl der Fälle Daten vorlagen, die lediglich aus formalen Gründen nicht zum Nachweis eines Zusatznutzens akzeptiert worden sind", sagt Fahrenkamp. "Offensichtlich, so sehen es auch die Autoren des Gutachtens, werden beim AMNOG starre Kriterien angewandt, die verhindern, dass Arzneimittel zu positiv bewertet werden, man damit aber zugleich zu negative Bewertungen riskiert. Auf jeden Fall gehören die evidenzbasierte Bewertung eines neuen Medikaments und die späteren Erstattungsverhandlungen fein säuberlich voneinander getrennt. Das bedeutet auch, dass der Preisanker einer generischen zweckmäßigen Vergleichstherapie nicht als Dogma betrachtet werden darf. Sehr zu begrüßen ist, dass sich die TK als eine der mitgliederstärksten Krankenkassen für die Vertraulichkeit des Erstattungsbetrages zumindest in Teilen ausspricht. Die Vertraulichkeit der Verhandlungsergebnisse ist schließlich für alle Beteiligten einschließlich der Kostenträger vorteilhaft."
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