Enzym in Pflegeprodukten kann Allergien auslösen
Papain stammt ursprünglich aus der Papaya und wird auch „pflanzliches Pepsin“ genannt, nach dem Verdauungsenzym Pepsin im Magen. Erika Jensen-Jarolim, Leiterin der Abteilung für Komparative Medizin am Messerli Forschungsinstitut, untersuchte mit ihrem Team, wie sich Papain direkt auf der Haut von Mäusen und auf Hautzellen in der Petrischale verhält. Die Kosmetikindustrie nutzt Papain beispielsweise in Peelings, um Hautschuppen zu entfernen. Auch für Haustiere gibt es enzymhaltige Shampoos, die das Fell reinigen und es gut bürstbar machen sollen.
Wie Papain Allergien auslöst
Die Haut besteht aus mehreren Schichten, die über enge Verbindungen, die sogenannten „tight junctions“, verwoben sind. Die Erstautorinnen Caroline Stremnitzer und Krisztina Manzano-Szalai zeigten gemeinsam mit dem Projektteam, dass Papain diese Zellverbindungen aufspaltet. Direkt auf der Haut führt Papain zum Verlust der Barrierefunktion. „Bereits nach kurzer Einwirkzeit wurden Blutgefäße durchlässiger und Entzündungszellen wanderten ein“, erklärt Jensen-Jarolim. Etwa zwei Wochen nach der Behandlung mit Papain fanden die Forschenden in den Mäusen Antikörper gegen Papain. Diese Immunglobuline sind Auslöser der allergischen Reaktion gegen das Enzym. „Bei den behandelten Mäusen kam es also nicht nur zum Verlust der Barrierefunktion der Haut, sondern auch zu einer spezifischen Allergisierung gegen Papain. Die Tiere entwickelten also eine Allergie“, betont die Allergie-Expertin Jensen-Jarolim.
Vorsicht geboten bei Produkten mit Papain
Die Eröffnung der Hautbarriere scheint jedoch nicht Voraussetzung für die Allergisierung gegen Papain zu sein. „Das Enzym macht auch allergisch, wenn seine enzymatische Funktion blockiert ist“, erklärt Jensen-Jarolim. Das Aufbrechen der Hautbarriere ist laut Expertin wesentlich für das Eindringen anderer Allergene und Bakterien. Bei Mensch und Tier gehen Hauterkrankungen wie die atopische Dermatitis, umgangssprachlich auch Neurodermitis genannt, mit einer erhöhten Hautdurchlässigkeit und Fehlbesiedelung der Haut einher. Neben genetischen Faktoren könnten so auch allergene Enzyme, die von außen auf die Haut aufgebracht werden, zu diesem Krankheitsbild beitragen. Auffällig ist, dass Papain eine große strukturelle Ähnlichkeit mit einem der wichtigsten Allergene der Hausstaub- und Mehlmilbe hat. Die Autoren schließen daraus, dass auch die Allergisierung gegen diese Hausstaubmilbenallergene nach demselben Prinzip abläuft. „Menschen mit empfindlicher Haut und Kleinkinder sollten das Enzym (EC-Nummer 3.4.22.2) möglichst meiden und auf die deklarierte Zusammensetzung von Konsumprodukten achten, die gemäß der Richtlinie 2000/13/EG der Europäischen Union geregelt ist“, so Jensen-Jarolim.
Originalveröffentlichung
„Papain Degrades Tight Junction Proteins of Human Keratinocytes In Vitro and Sensitizes C57BL/6 Mice via the Skin Independent of its Enzymatic Activity or TLR4 Activation“; Stremnitzer Caroline et al.; Journal of Investigative Dermatology
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