Mit Antikörpern gegen HIV

10.04.2015 - Deutschland

Über 30 Jahre nach der Entdeckung von HIV als Ursache der Immunschwächekrankheit AIDS gibt es immer noch keinen Impfstoff und keine Heilung, obwohl intensiv geforscht wird. Ein internationales Wissenschaftler-Team mit Beteiligung der Uniklinik Köln und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) hat nun eine neue Generation von Antikörpern erstmals an Menschen getestet und konnte zeigen, dass diese breit neutralisierenden Antikörper die Zahl der Humanen Immundefizienz-Viren (HIV) im Blut von infizierten Personen deutlich reduzierten. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature publiziert worden.

Zach Veilleux, Rockefeller University

Der Antikörper (3BNC117)

Die HIV-Infektion ist heute mit einer Kombination aus verschiedenen antiviralen Medikamenten gut behandelbar. Doch die Medikamente verursachen zum Teil schwere Nebenwirkungen, sie sind teuer und müssen lebenslang eingenommen werden. Immer wieder können außerdem Resistenzen auftreten, die eine Behandlung erschweren. „Neue Therapiemöglichkeiten werden deshalb weiter benötigt“, erklärt der Kölner Infektiologe Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, der im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung nach neuen Wegen zur Behandlung und zur Prävention von AIDS sucht.

In Studie haben Ärzte der Uniklinik Köln zusammen mit der Forschergruppe um Prof. Dr. Michel Nussenzweig an der Rockefeller University in New York (USA) einen neuen Therapieansatz untersucht. Die Wissenschaftler setzten einen im Labor von Prof. Nussenzweig entwickelten Antikörper (3BNC117) erstmalig beim Menschen ein.

Das Besondere an diesem Antikörper ist seine Fähigkeit, eine große Zahl unterschiedlicher HI-Viren effektiv neutralisieren zu können. In der Studie, die vom DZIF mitgefördert wurde, zeigte der Antikörper eine gute Verträglichkeit und günstige pharmakologische Eigenschaften. Darüber hinaus fand sich bei Patienten, die mit der höchsten Dosisstufe (30 mg pro kg Körpergewicht) behandelt wurden, ein deutlicher Abfall der Viruslast im Blut. „Somit zeigte sich der Antikörper als vergleichbar potent wie die Medikamente, die wir derzeit in der Therapie verwenden“, erklärt Fätkenheuer. Ein Effekt der Therapie ließ sich noch bis zu 28 Tage nach Verabreichung des Antikörpers beobachten. Die Studie eröffnet damit ein neues Feld in der HIV-Therapie.

Co-Erstautor Prof. Dr. Florian Klein, der in Kürze von der Rockefeller University an die Uniklinik Köln wechseln wird, sieht das Potenzial von breit neutralisierenden Antikörpern besonders in ihrer Wirkungsweise: „Neutralisierende Antikörper haben einen anderen Wirkmechanismus und andere pharmakologische Eigenschaften als bisherige HIV-Medikamente.“ Neutralisierende Antikörper, so die Wissenschaftler, könnten in der HIV-Therapie und in der HIV-Prävention eine wichtige Rolle spielen. Aktuell geplant sind klinische Studien, in denen die Wirksamkeit von neutralisierenden Antikörpern im Hinblick auf eine Heilung von HIV untersucht werden soll.

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