Neue Erkenntnis zur Muskeldystrophie Typ Duchenne
Starke Narbenbildung erschwert Duchenne-Behandlung
Bisherige gentherapeutische Maßnahmen, dem Dystrophinmangel zu begegnen und damit die Ursache der Krankheit zu heilen, sind nicht sehr erfolgreich. „Offenbar genügt es nicht, nur die Dystrophinproduktion zu fördern“, berichtet Prof. Dr. Dieter Swandulla vom Institut für Physiologie II der Universität Bonn. Mit dem Muskelschwund ist nämlich eine starke Vermehrung des Bindegewebes in Form von Narbenbildung verbunden, die alle Bemühungen, neuen Muskel aufzubauen, zunichte macht.
Das Team um Prof. Swandulla hat nun zusammen mit irischen Forschern der National University of Ireland in Maynooth und der Dublin City University herausgefunden, dass eine starke Vermehrung des Proteins Periostin mit der fortschreitenden Vernarbung bei der Duchenne-Muskeldystrophie in Zusammenhang steht. Die Wissenschaftler untersuchten die Erkrankung an einem speziellen Mausmodell, bei dem es am Zwerchfell zu einem der Duchenne-Dystrophie sehr ähnlichen Muskelschwund kommt. Das Team verglich die Proteinmuster der Duchenne-Mäuse mit einer Kontrollgruppe, die aus gesunden Mäusen bestand.
Das Protein Periostin ist an der Vernarbung entscheidend beteiligt
Hierfür extrahierten die Forscher die Proteine aus dem Zwerchfell, trennten sie voneinander und bestimmten sie analytisch. „Mit diesem Proteomic Profiling konnten wir die Proteine identifizieren, die krankheitsspezifisch verändert waren“, erläutert Prof. Swandulla. Besonders auffällig waren dabei stark erhöhte Werte für das Protein Periostin in den Duchenne-Mäusen. Dieser Befund lege nahe, dass Periostin entscheidend an der Vernarbung der Muskulatur bei der Muskeldystrophie Typ Duchenne beteiligt ist.
Interessanter Ansatzpunkt für neuartige Therapien
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie mit diesem Befund einen interessanten Ansatzpunkt für neuartige Therapien gefunden haben. Prof. Swandulla schwebt eine Kombinationstherapie vor: „Wenn es gelingen würde, durch Gentherapie die Produktion des Muskelstrukturproteins Dystrophin anzukurbeln und gleichzeitig die Aktivität des Periostin-codierenden Gens zu hemmen, könnte möglicherweise der Muskelschwund gemildert und parallel dazu die störende Narbenbildung eingedämmt werden.“ Dieser Therapieansatz würde erstmals nicht nur die Ursache, sondern auch die gravierenden Folgeerscheinungen des Muskelschwunds zum Ziel haben und könnte in jedem Stadium der Erkrankung zum Einsatz kommen.
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