Modifizierter Masern-Impfstoff gegen Chikungunya-Virus wirksam

09.03.2015 - Österreich

Ein modifizierter, gängiger Masern-Impfstoff hat das Potenzial, gegen das Chikungunya-Viruszu wirken. Das ist das Ergebnis einer Studie an der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien, die jetzt im Journal „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde. Bisher gibt es gegen das Chikungunya-Virus und die damit verbundene fiebrige Erkrankung, die tödlich enden kann und vor allem in Lateinamerika und in der Karibik wütet, keinen wirksamen Impfstoff.

Den Wissenschaftern der MedUni Wien unter der Leitung von Bernd Jilma und in Kooperation mit dem Institut Pasteur in Paris, dem Walter Reed Army Institute of Research in den USA, sowie mit der Wiener Biotechfirma Themis Bioscience GmbH ist es gelungen, winzige Oberflächenpartikel des Chikungunya-Virus mit Hilfe des Masern-Impfstoffs in den menschlichen Körper zu bringen und deren Wirksamkeit nachzuweisen.

Jilma: „Das modifizierte Masern-Virus wird wie ein trojanisches Pferd in den Menschen eingeschleust und produziert dort die entsprechenden Oberflächenpartikel des Chikungunya-Virus. Dies geschieht in so geringer Konzentration, dass keine Krankheitssymptome auftreten. Die Chikungunya-Partikel sind aber dennoch in der Lage das lymphatische System anzuregenund eine Antikörper-Produktion gegen das Virus auszulösen. Diese Antikörper stehen dann für jenen Zeitpunkt bereit, wenn wirklich eine Ansteckung mit dem Chikungunya-Virus erfolgt. Damit kann die Erkrankung nicht ausbrechen.“ Die Technologie an sich wurde am Institut Pasteur entwickelt, von Themis Bioscence GmbH umgesetzt und nun an der MedUni Wien bei 42 Probanden klinisch erfolgreich getestet.

Ein weiterer, positiver Effekt: Das modifizierte Virus verstärkt auch die Immunität gegen die klassische Masern-Infektion. „Wenn der Impfstoff entsprechend verändert ist, könnte er auch gegen Dengue-Fieber oder andere Viren wirksam sein“, so Jilma. Die Erkenntnisse müssen nun in Phase II-und Phase III-Studien klinisch evaluiert werden, ein Einsatz in der Praxis sei in drei bis fünf Jahren denkbar, so die Wissenschafter. Eine aktive Immunisierung sei mit ein bis zwei Teilimpfungen möglich.

In Österreich gab es im vergangenen Jahr 20 Fälle des Chikungunya-Fiebers. In der Karibik, Zentral- und Südamerika sowie auf den pazifischen Inseln, aber auch in den USA, hat das Virus, das durch Stechmücken übertragen wird, spätestens seit dem Jahr 2013 eine Epidemie ausgelöst. Laut aktuellen Angabender Panamerikanischen Gesundheitsorganisation OPS sind seither mehr als 1,2 Millionen Menschen in Lateinamerika an dem Virus erkrankt, wobei die Karibik-Region dabei besonders betroffen ist.

Das Chikungunya-Fieber verursacht unter anderem Muskel- und starke Gelenkschmerzen, die zum Teil Monate bestehen bleiben können, sowie hohes Fieber. Betroffene leiden zudem oft an Übelkeit und Erbrechen. Bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem verläuft die Erkrankung in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen. Bei geschwächten Patienten kann sie jedoch tödlich enden. Es gibt gegen die Krankheit bislang weder wirksame Medikamente noch einen Impfstoff. Menschen, die in betroffene Länder reisen, wird von Gesundheitsexperten empfohlen, sich dringend vor Mückenstichen zu schützen.

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