Blutvergiftungen besser erkennen

Wissenschaftler ermitteln neuen Richtwert für Diagnostik auf Intensivstationen

26.01.2015 - Deutschland

Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 150.000 Menschen an einer Sepsis, landläufig auch Blutvergiftung genannt. Für rund ein Drittel der Patienten endet sie tödlich. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig haben nun untersucht, wie man die diagnostischen Prozesse bei einer Sepsis verbessern kann. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im „Journal of Clinical Microbiology“.

HZI/Stern

Mit Hilfe von Blutkulturen wird nach krankheitserregenden Bakterien gesucht. Dafür wird dem Patienten eine bestimmte Menge Blut entnommen und sofort in die „Blutkulturflaschen“ gegeben.

Keime wie der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, kurz MRSA, verursachen in deutschen Krankenhäusern jährlich eine Vielzahl von Infektionen, die häufig tödlich enden. Fast immer ist die Todesursache eine bakterielle Sepsis: eine Entzündungsreaktion des Körpers auf eine Infektion, die sich über das Blut auf den ganzen Körper ausbreitet.

Um die Erkrankung rechtzeitig zu diagnostizieren und somit Todesfälle zu verhindern, setzen Ärzte die sogenannte Blutkulturdiagnostik ein. „Das ist eine sehr gute Methode“, sagt Prof. Rafael Mikolajczyk, Leiter der Arbeitsgruppe „Epidemiologische und statistische Methoden“ am HZI. „Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass sie in Deutschland nicht häufig genug angewendet wird.“

Deshalb haben Wissenschaftler am HZI in Zusammenarbeit mit Kollegen aus dem „Nationalen Referenzzentrum für Surveillance nosokomialer Infektionen“ und dem „Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum Sepsis und Sepsisfolgen“ einen Richtwert etabliert, an dem Kliniken ablesen können, wie häufig sie eine Blutkulturdiagnostik durchführen sollten. Nur wenn die Kliniken diesen Richtwert erreichen, werden die meisten Sepsisfälle rechtzeitig und zuverlässig erkannt und die betroffenen Patienten können adäquat behandelt werden.

 „Zunächst beschränken wir uns auf Intensivstationen, da hier der größte Teil der Sepsisfälle auftritt“, sagt Dr. André Karch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am HZI und Erstautor der Studie. „In diesem Zusammenhang konnten wir auch zeigen, dass nur ein Drittel der in unserer Studie untersuchten Intensivstationen Blutkulturen in ausreichender Menge anlegt. Auf Intensivstationen, die nicht an der Studie teilgenommen haben, könnte dies sogar noch seltener passieren.“

Die Wissenschaftler am HZI möchten nun durch weitere Studien Richtwerte für andere Stationen in Krankenhäusern ermitteln. „Langfristig hoffen wir, den Krankenhäusern damit zu helfen, ihre Sepsisdiagnostik zu verbessern“, sagt Karch. „Ein wichtiger Schritt, um die Zahl der Todesfälle zu senken.“

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