Wirkstoffe aus Braunalgen hemmen die Vermehrung von HIV-Viren

06.11.2014 - Deutschland

Extrakte von Braunalgen könnten gegen die Infektion des Menschen mit dem Immunschwächevirus HIV-1 wirksam sein. An der Studie einer Gruppe von Wissenschaftlern war auch der Riffökologe Christian Wild vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie beteiligt. Das Team ließ Extrakte der Braunalge Lobophora auf menschliche Zellkulturen einwirken und stellte fest, dass die Viren nicht mehr in die Wirtszellen eindringen konnten, um sich dort zu vermehren.

Nanne van Hoytema, ZMT

Braunalge in einem Korallenriff des Roten Meeres, Nahaufnahme

“Braun- und Rotalgen besitzen ein ganzes Arsenal an unbekannten Molekülen, die im Verdacht stehen, Krankheiten wie Krebs und Hepatitis zu bekämpfen“, sagt Christian Wild. „Bei der Suche nach Arzneimitteln aus der Natur sind sie gemeinsam mit Schwämmen und Weichkorallen die Organismen, die den meisten Erfolg versprechen.“ Für das Projekt sammelte der Ökologe mit dem Erstautor der Studie, Stephan Kremb von der King Abdullah Universität in Saudi-Arabien, Algenmaterial aus Korallenriffen des Roten Meeres und der Karibik - die Braunalge ist in tropischen Meeresregionen weit verbreitet.

Die Algenextrakte hemmen die Vermehrung verschiedener Stämme von HIV-1, darunter auch multiresistente, indem sie das Anheften der Viren an die Zellen verhindern. Welche Stoffe in den Extrakten für diese Wirkung verantwortlich sind, ist noch unbekannt. Die Wissenschaftler haben bestimmte Polyphenole im Verdacht. Sie gehören zu den Sekundärmetaboliten, Stoffwechselprodukte der Pflanzen, die für deren Wachstum und Überleben nicht notwendig zu sein scheinen.

„Sekundärmetabolite sind noch kaum bekannt“, sagt Christian Wild. „Das ist ein Fundus an möglichen Heilmitteln, den wir erkunden müssen“. Das Team stellte fest, dass die Extrakte aus Algen, die im Meer starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt gewesen waren, das Virus weitaus wirksamer hemmten. Den gleichen Effekt fanden die Wissenschaftler bei Braunalgen, die mit Moostieren oder Kleinalgen besiedelt waren, sogenannten Epibionten. Beides sind für die Alge Stressfaktoren, gegen die sie Abwehrstoffe wie die Polyphenole bildet.

Maßgeblich an der Studie beteiligt, die kürzlich in PLOS One erschienen ist, waren auch Christian R. Voolstra von der King Abdullah Universität und Ruth Brack-Werner vom Institut für Virologie am Helmholtz Zentrum München. Für das Forscherteam beginnt nun die Suche nach den Molekülen, die Virenhemmung verursachen.

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