Ebola breitet sich rasch aus
Gemeldete Todesfälle und Infektionszahlen haben sich innerhalb von drei Wochen mehr als verdoppelt
(dpa) Die Zahl der registrierten Ebola-Toten in Westafrika hat sich in nur drei Wochen mehr als verdoppelt. Sie sei auf 2296 gestiegen, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag in Genf. Auch die Zahl der gemeldeten Ebola-Infizierten sei in diesem Zeitraum um mehr als das Zweifache gestiegen - und zwar auf 4293. Die WHO rechnet allerdings mit weit mehr Infektionen und Todesfällen, da es vor allem in abgelegenen Gebieten der betroffenen Länder eine hohe Dunkelziffer gebe.
Am stärksten betroffen sind nach diesen jüngsten WHO-Daten vom 6. September Liberia, Guinea und Sierra Leone. Weitere Patienten gebe es in Nigeria und Senegal. Besonders schlimm ist die Lage in Liberia, das mit 2046 knapp die Hälfte der gemeldeten Infizierten verzeichnet. «Tausende neue Fälle werden in den nächsten drei Wochen erwartet», hatte die WHO am Montagabend in einem Bericht zur Lage in dem westafrikanischen Land gewarnt. «Sobald eine neue Einrichtung zur Ebola-Behandlung eröffnet wurde, ist sie überfüllt mit Patienten.»
Deutschland will seine Anstrengungen gegen Ebola unterdessen ausweiten. Im Kampf gegen die Epidemie in Westafrika arbeiteten derzeit acht Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts und fünf des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Guinea und Nigeria, teilte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Dienstag im Bundestag mit. Das Robert Koch-Institut arbeite derzeit zudem an einem Trainingsprogramm im Umgang mit Ebola-Verdachtsfällen.
Die USA senden im Kampf gegen die Ebola-Epidemie rund 100 weitere Helfer nach Liberia, Guinea, Nigeria und Sierra Leone. Darunter seien 25 Ärzte, 45 Pfleger und anderes Personal, wie die Hilfsorganisation USAID mitteilte. «Wir können und werden diese Epidemie stoppen, aber es wird einen abgestimmten Einsatz der gesamten Weltgemeinschaft erfordern», sagte der USAID-Vorsitzende Rajiv Shah.
Ein weiterer westlicher Arzt im Dienst der WHO hat sich mit dem Ebola-Virus infiziert. Der neue Ansteckungsfall habe sich in einer Behandlungsstation für Ebola-Patienten in der Ortschaft Kenema in Sierra Leone ereignet, teilte die WHO mit. Die Person werde zur Behandlung ins Ausland gebracht. Einzelheiten nannte die WHO nicht - unklar blieb, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.
Ein an Ebola erkrankter US-Amerikaner wurde in das Emory University Hospital in Atlanta im Bundesstaat Georgia gebracht. Der Mann war zuvor mit einem Spezialflugzeug aus Westafrika nach Amerika geflogen worden, bestätigte eine Sprecherin der Klinik der Deutschen Presse-Agentur. Er soll auf derselben Isolierstation behandelt werden, auf der schon zwei andere US-Mediziner betreut worden waren. Sie waren zwei Wochen später entlassen worden. Ein weiterer amerikanischer Ebola-Patient wird im Bundesstaat Nebraska betreut.
Bei der Bekämpfung der Epidemie in Westafrika wäre nach Auffassung des Infektionsforschers Maximilian Gertler von Ärzte ohne Grenzen militärisches Schutzpersonal kontraproduktiv. Zwar begrüßte der Experte die von US-Präsident Barack Obama angekündigte Errichtung weiterer Isolierstationen im ARD-«Morgenmagazin». Doch: «Gesundheitseinrichtungen militärisch zu schützen, da sehen wir überhaupt keinen Bedarf.» Es sei zu befürchten, dass dies Ängste in der Bevölkerung schüren könnte.
Obama zufolge sind militärische Ausstattung und Personal notwendig, um etwa Isolierstationen einrichten zu können und Helfer beim Aufbau der Stationen zu schützen.