Vereinte Nationen starten Ebola-Krisenzentrum
Vereinten Nationen senden Ebola-Notruf an die Staatengemeinschaft: Nötig seien 460 Millionen Euro.
(dpa) Die Vereinten Nationen haben in New York ein Krisenzentrum zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie eingerichtet. «Was als Gesundheits-Notsituation begonnen hat, entwickelt sich gerade zur sozialen und wirtschaftlichen Herausforderung für Millionen von Menschen», sagte UN-Generalsekretär Ban am Freitag in New York nach einem Gespräch unter anderem mit Vertretern der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Weltbank.
«Wir mobilisieren auf allen möglichen Wegen. Heute schicken wir gemeinsam einen internationalen Notruf raus», sagte Ban. «Das Ziel ist, die Ausbreitung von Ebola in den betroffenen Ländern in den kommenden sechs bis neun Monaten zu stoppen und die internationale Ausbreitung des Virus zu verhindern.»
Ban appellierte an die internationale Gemeinschaft, die von der WHO benötigten 600 Millionen Dollar (etwa 460 Millionen Euro) für die Unterstützung der betroffenen westafrikanischen Länder aufzubringen. Auch mehr Experten würden dringend gebraucht. Fluglinien und Schifffahrtgesellschaften dürften zudem keine Flüge und Schiffslinien nach Westafrika mehr streichen, denn sonst könne nicht ausreichend medizinische Versorgung zu den Betroffenen gelangen.
Die EU stockt ihre Hilfe im Kampf gegen Ebola erheblich auf. Die Unterstützung steige von bisher 11,9 Millionen Euro auf 144 Millionen Euro. Das Geld ist für die betroffenen Länder Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria gedacht. Der Löwenanteil von 97,5 Millionen Euro geht an Liberia und Sierra Leone.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) forderte eine umfassende Absicherung der Einsatzkräfte in den Ebola-Krisengebieten. «Als Hilfsorganisation benötigen wir die Garantie, dass unsere Helfer im Falle einer Infektion mit dem hochansteckenden Virus die beste medizinische Versorgung bekommen», sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag). Hier müsse die Politik ihren Beitrag leisten. Den Helfern müsse ein Rücktransport nach Deutschland garantiert werden. Die Bundesregierung werde in jedem Fall alle Möglichkeiten für eine fachgerechte Behandlung prüfen, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.
Unterdessen ist in den USA ein dritter Ebola-Patient eingetroffen. Er hatte sich in Liberia angesteckt. Der amerikanische Missionar wurde in eine Klinik im Bundesstaat Nebraska gebracht. Die zwei ersten in den USA behandelten Ebola-Patienten hatten überlebt.
In München sorgte am Freitag ein Ebola-Verdacht kurzzeitig für Aufregung. Ein junger Mann aus Somalia war wegen des Verdachts auf Ebola oder eine andere Tropenkrankheit am Münchner Hauptbahnhof vorrübergehend unter Quarantäne gesetzt worden. Der Flüchtling war am Vormittag im Gleisbett aufgegriffen worden, wie die Bundespolizei mitteilte. Als er sich anschließend zweimal übergeben musste, verständigten die Beamten einen Arzt. Dieser erkannte bei einer ersten Untersuchung Symptome einer Tropenkrankheit wie Ebola. Für etwa eine Stunde wurde der Raum der Polizei am Hauptbahnhof gesperrt, ehe das hinzugerufene Gesundheitsamt feststellte: Der Mann leide wahrscheinlich an einer Magenschleimhautentzündung.
In Liberia starb erstmals seit Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika eine Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer. Die Kinderdorf-Mutter habe sich bei einem Treffen mit ihrer erwachsenen leiblichen Tochter in der Hauptstadt Monrovia mit dem tödlichen Erreger infiziert, teilte die Organisation mit. Die Frau habe im Kinderdorf von Juah Town gearbeitet. Da sie dorthin aber nicht mehr zurückgekehrt sei, hätten sich die Kinder nicht infizieren können.
Die WHO registrierte bis zum Freitag (5.9.2014) in Westafrika 3944 Ebola-Fälle, 2097 Menschen davon seien gestorben.