Deutscher Mikrobiologe Hans-Peter Klenk erhält Bergey Award 2014

Eine Zeitreise durch 20 Jahre Bakterientaxonomie

29.07.2014 - Deutschland

Hans Peter Klenk, Leiter des Bereiches Mikroorganismen am Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH in Braunschweig, erhielt kürzlich den Bergey Award vom Bergey's Trust (Michigan, USA) in Anerkennung seiner herausragenden Beiträge zur Taxonomie der Bakterien. Die Auszeichnung wurde auf der diesjährigen Tagung der Bergey’s International Society for Microbial Systematics in Edinburgh verliehen. Der Preis ist mit einem Preisgeld von 2000 US-Dollar dotiert.
Hans-Peter Klenk wurde für seine Beiträge zur „Sequencing-Orphan-Species Initiative“ (SOS) und zur „Genomischen Enzyklopädie der Bakterien und Archaea“ (GEBA) ausgezeichnet.

Die im vorigen Jahr abgeschlossene SOS-Initiative hatte zum Ziel, erstmals einen vollständigen Satz qualitativ hochwertiger 16S rRNA-Sequenzen der Typstämme aller Bakterien- und Archaea-Arten mit gültig beschriebenen Namen zu erstellen.

Die 16S rRNA wird seit über drei Jahrzehnten als nahezu idealer Marker für die Systematik und Identifizierung der Bakterien verwendet, weil sie universell vorkommt und hochgradig konserviert ist.
Unter Mitarbeit der Kuratoren der mikrobiologischen Sammlung der DSMZ wurde ein großer Anteil der zur Vervollständigung der 16S rRNA-Sequenzdatenbank benötigten Zellmassen und Sequenzen dieses internationalen Projektes erstellt und damit ein zuverlässigerer "Stammbaum des Lebens" mit weniger Lücken als zuvor berechnet. Dieser „Living Tree“ ist ein wichtiges und nützliches Werkzeug für die Arbeit mikrobieller Taxonomen.

Einen deutlichen Schritt darüber hinaus gehen Klenks Forschungsarbeiten im GEBA-Projekt. „Vollständige Genomdaten sind noch aussagekräftiger für die Klassifikation von Mikroorganismen, als die bisher praktizierte evolutionäre Einordnung der Bakterien über einzelne Markergene, wie vor allem der ribosomalen RNAs“, sagt Hans-Peter Klenk. „So können wir wesentlich zuverlässigere Rückschlüsse auf die Verwandtschaftsverhältnisse und die Stammesgeschichte der Bakterien ziehen.“

In Kooperation mit dem Joint Genome Institute (JGI) in Kalifornien, USA, arbeitet er deshalb seit sieben Jahren systematisch an der „Genomic Encyclopedia of Bacteria and Archaea" (GEBA), an der Analyse der Genome der Typstämme aller kultivierten Prokaryoten (Bakterien und Archaea). In den großen internationalen Kulturensammlungen, wie der DSMZ, werden dabei ganz gezielt diejenigen Mikroorganismen untersucht, die an den „dunklen, unerforschten Flecken“ im Stammbaum der Bakterien stehen, deren Biomasse und DNA die DSMZ aus ihrer umfassenden Bioressourcensammlung liefert. Die Sequenzierung der Genome übernimmt das JGI, die wissenschaftliche bioinformatische Auswertung der Daten erfolgt wieder an der DSMZ.

Die aktuellen Forschungsarbeiten im Team um Hans-Peter Klenk zielen besonders auf modernste Analysen im Bereich Phylogenomik – der Stammesgeschichte von Bakterien auf Genomsequenzbasis.

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