Neue Genbereiche als mögliche Ursache für Schizophrenie entdeckt

25.07.2014 - Schweiz

Im Rahmen der bisher umfangreichsten Studie zu den genetischen Ursachen von Schizophrenie hat ein internationales Forscherteam 83 bislang unbekannte Verdachtsregionen entdeckt, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehen. Die Studie, an der auch Wissenschaftler der Universität Basel beteiligt sind, liefert wichtige Hinweise auf die Entstehung der Erkrankung und legt einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Immunsystem nahe. Die Ergebnisse sind im Fachjournal «Nature» erschienen.

Analyse von rund 37.000 Patientendaten

Ein internationales Forscherteam aus mehr als 300 Autoren hat nun in der bislang grössten Studie die Aufklärung der biologischen Ursachen der Schizophrenie einen grossen Schritt vorangebracht. Die Schizophrenie-Arbeitsgruppe des «Psychiatric Genomics Consortium» (PGC) fügte alle verfügbaren Gendaten sowohl aus bislang unveröffentlichten als auch bereits publizierten Studien zusammen und wertete sie in einer einzigen Datenbank mit 36.989 Patienten aus. Beim Abgleich der Erbinformationen mit einer Kontrollgruppe von 113.075 Personen entdeckten die Wissenschaftler insgesamt 108 Verdachtsregionen, die mit der Entstehung der Schizophrenie in Zusammenhang stehen. 83 dieser Genregionen waren bislang unbekannt.

«Mit den nun identifizierten Genregionen wird erstmals eine systematische Kartierung der biologischen Stoffwechselwege möglich, die zur Entstehung der Schizophrenie beitragen», sagt Prof. Sven Cichon, Professor für Medizinische Genetik am Departement Biomedizin der Universität Basel. Cichon arbeitet seit einigen Jahren an dem Projekt mit; die Generierung der genetischen Daten wurde vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.

Auffälligkeiten bei Signalübertragung und Immunsystem

Die Resultate weisen darauf hin, dass zu den Hauptbeteiligten Signalübertragungswege zählen, die die Informationsübermittlung zwischen Gehirnzellen über die Botenstoffe Glutamat und Dopamin gewährleisten. Darüber hinaus haben bei den Schizophreniepatienten die genetischen Faktoren Einfluss auf Kalziumkanäle in den Nervenzellen und Proteine, die je nach Aufgabe die Funktion der Synapsen verändern. Die Wissenschaftler fanden zudem deutliche Hinweise, dass das Immunsystem – insbesondere die über B-Lymphozyten vermittelten Mechanismen erworbener Immunität – tatsächlich eine Rolle bei der Entstehung von Schizophrenien spielt.

Interessanterweise greifen die wenigsten der identifizierten genetischen Varianten in den Bauplan für wichtige Proteine ein, die den Stoffwechsel regulieren, sondern es wird vielmehr die Produktionsmenge des Proteins beeinflusst, für das das Gen den Bauplan liefert. Dieses Wissen könnte eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung von Therapien sein. Veränderungen der Genregulation erscheinen dabei als ein erfolgversprechender Ansatz.

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