Labormitarbeiter finden vergessene Pockenviren
(dpa) Gefährlicher Zufallsfund beim Aufräumen: Vergessene Fläschchen mit Pockenviren haben Wissenschaftler in einer Abstellkammer eines US-Labors entdeckt. Die wohl aus den 1950er Jahren stammenden Glasbehälter mit der Aufschrift «Variola» (Pocken) seien bei Umzugsvorbereitungen in einem nicht genutzten Teil eines Lagerraums in Washington gefunden worden. Das teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) in der Nacht zum Mittwoch mit.
Die Fläschchen waren demnach gut verschlossen, so dass für das Laborpersonal keine Gefahr bestanden habe. Nach der Entdeckung seien sie sofort gesichert und in ein Hochsicherheitslabor zur Prüfung gebracht worden. Dort wurde die DNA von Pockenviren nachgewiesen.
Unklar war, ob die Erreger in einer Kulturlösung auch wachsen können. Sobald die Testergebnisse vorlägen, was bis zu zwei Wochen dauern könne, würden die Proben zerstört. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei über den Vorfall informiert worden.
Die hochansteckenden Pocken sind für den Menschen sehr gefährlich, oft verläuft die Erkrankung tödlich. Typische Symptome sind Hautveränderungen und Fieber. Zurück bleiben oft Pockennarben. In schweren Fällen können etwa Hirnschäden oder Lähmungen auftreten. Ein Heilmittel gibt es nicht, nur die Symptome können gelindert werden.
Die Krankheit gilt nach WHO-Angaben seit fast 35 Jahren durch weltweite Impfprogramme offiziell als ausgerottet, was zu den größten Erfolgen des öffentlichen Gesundheitssystems zählt.
Die letzte natürliche Infektion wurde nach WHO-Angaben 1977 in Somalia registriert. 1978 kam bei einem Laborunfall im englischen Birmingham ein Mensch durch Pockenviren ums Leben. Zuvor existierte die Krankheit mehr als 3000 Jahre lang und forderte Millionen Menschenleben.
Zwei bekannte Bestände von Pocken-Viren lagern unter Aufsicht der WHO weiter in Laboren im russischen Nowosibirsk und in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Diese Lagerung ist umstritten und wird seit Jahren kontrovers diskutiert. So fürchten Experten, dass die Erreger als biologische Waffen eingesetzt werden könnten. Bei ihrer Jahreskonferenz im Mai in Genf hatte sich die WHO jedoch vorerst nicht auf eine Zerstörung der Erreger einigen können.
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