Max-Planck-Forscher erhält Kavli-Preis für Nanowissenschaften
Stefan Hell erhält Kavli-Preis für Nanowissenschaften
© Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie
Mit dem Kavli-Preis wird der Göttinger Forscher Stefan Hell geehrt „für seine bahnbrechenden Entwicklungen, die zur Fluoreszenzmikroskopie mit Nanometerauflösung führten und neue Anwendungen in der Biologie eröffneten", so die Begründung der Jury. Die Auszeichnung wird jedes zweite Jahr gemeinschaftlich von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften, der Kavli-Stiftung und dem Norwegischen Ministerium für Bildung und Forschung verliehen.
Stefan Hell saß in seinem Büro, als ihn der unerwartete Anruf aus Oslo erreichte. "Ich war gerade dabei, eine wissenschaftliche Veröffentlichung fertig zu stellen und abzuschicken, als der Anruf vom Präsidenten der Norwegischen Akademie der Wissenschaften auf meinem Handy einging. Ich war total überrascht und freue mich natürlich riesig über diese Auszeichnung. Das ist eine große Anerkennung nicht nur für mich, sondern für alle meine Mitarbeiter, die gemeinsam an der hochauflösenden Lichtmikroskopie gearbeitet haben." Große Begeisterung über die Nachricht gab es auch am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. „Wir freuen uns alle mit Stefan Hell, dass ihm diese hohe Auszeichnung verliehen wurde. Es ist eine große Ehre für ihn und für unser Institut“, so der Geschäftsführende Direktor Gregor Eichele.
Mit neuen physikalischen Konzepten ist es Hell gelungen, die Beugungsgrenze von Lichtmikroskopen fundamental zu unterlaufen. Er revolutionierte damit die Lichtmikroskopie und eröffnete völlig neue Einblicke in den Nanokosmos lebender Zellen.
Herkömmliche Lichtmikroskope können Objekte, die weniger als 200 Nanometer (millionstel Millimeter) voneinander entfernt sind, im Bild nicht mehr trennen. Für Biologen wie Mediziner bedeutete dies eine enorme Einschränkung: Um Strukturen in lebenden Zellen zu untersuchen, reicht diese Auflösung bei weitem nicht aus. Die von Hell erfundene und entwickelte STED-Mikroskopie und damit verwandte Verfahren erlauben es heute, Zellen mit einer bis zu zehnmal besseren Detailschärfe zu untersuchen.
Der Ansatz des Physikers beruht auf einem Kniff: Eng benachbarte Details werden unter Verwendung eines speziellen Lichtstrahls sequenziell dunkel gehalten, sodass sie nicht gleichzeitig, sondern nacheinander aufleuchten. Sie können somit im Lichtmikroskop unterschieden werden. „Ein großer Vorteil ist, dass unserer Methode ein relativ allgemeines Grundprinzip zugrunde liegt. Die Hochauflösung ist daher längst nicht ausgereizt“, so Hell. Mit seinen Abteilungen NanoBiophotonik am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (Göttingen) und Optische Nanoskopie am Deutschen Krebsforschungszentrum (Heidelberg) forscht er intensiv daran, noch feiner in die molekularen Details der lebender Zellen vorzustoßen.
Als wichtige Einsatzgebiete seiner Methoden sieht der Preisträger vor allem die Biologie und Medizin. „Um Krankheiten zu erforschen oder neue Medikamente zu entwickeln, bietet die STED-Mikroskopie reichlich Potenzial. Wir stehen erst ganz am Anfang, dieses auszuschöpfen“.
Der Preis wird am 9. September 2014 in Oslo durch den norwegischen König überreicht.
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Themenwelt Fluoreszenzmikroskopie
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