Pforte für Bakteriengifte entdeckt
Forscher weisen ein Molekül nach, das Toxine aus gefährlichen Darmkeimen in die menschliche Zelle lässt
Panagiotis Papatheodorou
Clostridien lösen bei Menschen und Tieren Darm- und Wundkrankheiten aus, die oftmals tödlich verlaufen. „In Kliniken sind derzeit besonders Infektionen mit der Bakterienart Clostridium difficile ein Problem. Die Erkrankungen treten insbesondere nach Antibiotikabehandlungen auf und führen häufig zu Durchfällen, aber auch zu tödlichen Darmentzündungen“, erklärt Aktories. Die Giftstoffe dringen in Wirtszellen ein und deaktivieren Signalmoleküle, in dem sie ein Zuckermolekül an diese Zellschalter heften. Ist dieser Signalweg ausgeschaltet, kommt es zum Zelltod – befallenes Gewebe stirbt ab.
Um den Rezeptor zu entdecken, verwendeten die Forscher ein genetisches Auswahlverfahren, ein so genanntes Screening, bei dem zufällig einzelne Gene in Zellen aus humanen Krebszelllinien abgestellt werden. Auf diese Weise fanden sie heraus: Ist das Gen für den Eiweißstoff LRP1 auf der Zelloberfläche ausgeschaltet, sind Zellen gegen den Giftstoff TpeL unempfindlich. LRP1, das „Low density lipoprotein receptor-related“ Protein 1, nimmt normalerweise Eiweiße auf, die als Transportmittel für Fette im Blut dienen. Die Forscher zeigen, dass LRP1 das gesuchte Schlüsselmolekül ist: Es steuert auch die Aufnahme des Giftstoffes TpeL.
Sein Team schlägt auch ein neues Modell vor, erklärt Aktories: „Unsere Erkenntnisse weisen darauf hin, dass zwei Rezeptoren an der Wirkung der anderen Zucker übertragenden Clostridien-Toxine beteiligt sind.“ Die Ergebnisse können Forscher nutzen, um neue Wirkstoffe gegen Clostridien zu entwickeln. „Unsere Entdeckung wird auch als Anstoß für die Forschung dienen, weitere Toxin-Rezeptoren zu identifizieren“, hofft Aktories.
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