Zelltracking in Mikroskopiebildern
Heidelberger Wissenschaftler entwickeln hochleistungsfähiges automatisches Bildanalyseverfahren
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Die Frage, wie sich die Bewegung von biologischen Partikeln, etwa Viren, Zellvesikeln oder Zellrezeptoren, automatisch verfolgen lässt, ist von zentraler Bedeutung in biomedizinischen Anwendungen für die quantitative Analyse von intrazellulären dynamischen Prozessen. Eine manuelle Auswertung von zeitaufgelösten Mikroskopiebildern, die hunderte oder tausende sich bewegender Objekte zeigen, ist dabei nicht durchführbar. Daher wurden in den vergangenen Jahren verstärkt automatische Bildanalyseverfahren zum sogenannten Partikel Tracking entwickelt. Sie ermitteln computergestützt die Partikelpositionen über die Zeit hinweg. Um die Leistungsfähigkeit dieser Methoden objektiv vergleichend zu untersuchen, wurde 2012 erstmals ein internationaler Wettbewerb durchgeführt.
Unter den insgesamt 14 teilnehmenden Forschungsgruppen dieser „Partikel Tracking Challenge“ waren mit Dr. William J. Godinez und Privatdozent Dr. Karl Rohr auch Wissenschaftler der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) vertreten. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden die unterschiedlichen Bildanalyseverfahren auf ein großes Spektrum an zwei- und dreidimensionalen Bilddaten angewendet, wobei die Leistungsfähigkeit durch verschiedene Maße quantifiziert wurde. Für jede Kategorie der verwendeten Daten wurden die jeweils drei besten Verfahren ermittelt. Die Heidelberger Wissenschaftler konnten mit insgesamt 150 „Top 3-Rängen“ das beste Gesamtergebnis erzielen.
Das von Dr. Godinez und Dr. Rohr entwickelte Partikel Tracking-Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass Unsicherheiten in den Bilddaten, beispielsweise aufgrund von Bildrauschen, und Wissen über den Anwendungsbereich durch eine mathematisch fundierte Methode der Wahrscheinlichkeitstheorie berücksichtigt werden. „Im Vergleich zu deterministischen Methoden lässt sich mit unserem probabilistischen Verfahren eine hohe Genauigkeit insbesondere bei schwierigen Bilddaten mit einer großen Objektanzahl, einer hohen Objektdichte und starkem Rauschen erzielen“, sagt Dr. Rohr. Dabei ist es möglich, Bewegungspfade von Objekten zu bestimmen und relevante Parameter, etwa Geschwindigkeit, Weglänge, Bewegungstyp oder Objektgröße, zu quantifizieren. Zusätzlich werden wichtige dynamische Ereignisse wie beispielsweise Virus-Zell-Fusionen automatisch erkannt.