Neuer Wirkstoff gegen Alzheimer und Parkinson auf dem Weg zum Medikament
Finanzierung zur Entwicklung eines neuen Wirkstoffs gegen neurodegenerative Erkrankungen ist gesichert
Neurodegenerativen Erkrankungen liegen oftmals Proteinablagerungen zu Grunde, die zu einer Schädigung der Nervenzellen führen. So werden bei Parkinson unter dem Mikroskop auffallende Ablagerungen verklumpter Synuclein-Proteine im Gehirn sichtbar. Vorstufen dieser aus mehreren gleichen Einheiten aufgebauten Ablagerungen, sogenannte Oligomere, wirken stark neurotoxisch. Muskelzittern, Bewegungsstörungen und Muskelstarre beim Menschen sind die Folge. Auch bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit finden sich krankmachende Protein-Ablagerungen, die durch das sogenannte Prion-Protein verursacht werden.
Armin Giese, Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung der Ludwig-Maximilians-Universität, und Christian Griesinger, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, haben gemeinsam mit ihren Mitarbeitern einen Wirkstoffkandidaten entwickelt, der in Tests an Parkinson-Mäusen die Entstehung der toxischen oligomeren Proteinformen verhindern. Sie haben damit das Fortschreiten der Nervenzellschädigung in bisher nicht erreichtem Ausmaß verzögert und die krankheitsfreie Phase verlängert.
Neu dabei ist, dass der Wirkstoff mit dem Namen anle138b direkt und spezifisch an oligomeren Proteinformen ansetzt. So verhindert anle138b frühzeitig das Zusammenlagern und die Entstehung neuer oligomerer krankheitsrelevanter Proteinformen. Der synthetisierte Wirkstoff, der den Test-Mäusen mit der Nahrung verabreicht wurde, ist in therapeutischen Dosen sehr gut verträglich und passiert die Blut-Hirn-Schranke sehr effizient. So erreicht er im Gehirn einen hohen Wirkspiegel bei niedriger Dosis. Die mit anle138b behandelten Mäuse leben signifikant länger und können ihre Bewegungen deutlich besser koordinieren als ihre unbehandelten kranken Artgenossen, wie die bisherigen Ergebnisse der Tierstudien zeigen.
Mit anle138b könnten somit in der Zukunft Krankheiten wie Parkinson möglicherweise gebremst oder sogar gestoppt werden, da krankheitsrelevante Prozesse unmittelbar gehemmt werden. Doch nicht nur bei der Parkinson-Krankheit war die neue Substanz wirksam. Positive Forschungsergebnisse der Wissenschaftler zeigen, dass anle138b auch bei Creutzfeldt-Jakob wirkungsvoll das Zusammenlagern krankmachender Protein-Verklumpungen verhindert und behandelte Mäuse deutlich länger überleben. Ebenso sind die Ergebnisse in Mausmodellen für die Alzheimer Erkrankung ermutigend. „Die MODAG lässt mich aufgrund ihrer bisherigen Studienergebnisse ernsthaft hoffen, dass wir gemeinsam mit einem neuen Wirkstoff die dringend notwendige Hilfe für Parkinson- und Alzheimer-Patienten durch eine frühzeitige und sichere Therapie ermöglichen können“, sagt Thorsten Matthias, Geschäftsführer der MODAG.
Die zugrunde liegende Basistechnologie wurde als Gemeinschaftserfindung der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie schutzrechtlich gesichert und von der MODAG exklusiv einlizenziert. „Wir freuen uns, dass wir dabei helfen konnten, die Forschungskompetenzen der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie im Bereich der Wirkstoffforschung zielgerichtet in diesem Erfolg versprechenden Ausgründungsunternehmen zu bündeln“, so Peer Biskup, Geschäftsführer der Bayerischen Patentallianz GmbH, der Patentvermarktungsagentur der bayerischen Universitäten und Hochschulen. „Neben einer herausragenden Forschungskompetenz verfügt die MODAG auch über die notwendige Entwicklungskompetenz sowie weitreichendes betriebswirtschaftliches Know-how“, ergänzt Astrid Giegold, Start up & Portfolio Managerin bei Max-Planck-Innovation, der Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft.