Wenn die Liebe zu Kopfe steigt: Stirninjektionen begleiten das Paarungsritual von Meeresschnecken

Tübinger Evolutionsforscher entdecken ausgeklügelte Fortpflanzungsstrategie

15.11.2013 - Deutschland

Das Tierreich ist bekannt für seine Vielfalt an oftmals bizarren Fortpflanzungsstrategien. An winzigen Meeresschnecken der Gattung Siphopteron beschreiben Dr. Rolanda Lange, Johanna Werminghausen und Dr. Nils Anthes vom Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen nun ein besonders Aufsehen erregendes Beispiel: Die Tiere kopulieren zwar ganz regulär durch die Übertragung von Spermien in den weiblichen Genitaltrakt. Zusätzlich übertragen sie jedoch mit einer Injektionskanüle Prostatasekrete in die Haut des Partners.

Johanna Werminghausen/University of Tübingen

Meeresschnecken der Gattung Siphopteron bei der Kopulation: Mit einer Injektionskanüle wird Prostatasekret in die Haut des Partners übertragen.

Zwar sind derartige als „traumatisch“ bezeichnete Übertragungswege für eine Vielzahl von Tieren bekannt. Das in der Online-Ausgabe der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society B beschriebene Ziel der Injektion ist jedoch einzigartig: Die Sekrete werden zwischen den Augen des Partners direkt in die Stirn tief in das darunterliegende Gewebe übertragen.

Das Forscherteam um Dr. Rolanda Lange vermutet, dass die Tiere das darunter liegende zentrale Nervensystem anvisieren. Die in den Sekreten vermuteten bioaktiven Proteine könnten über das zentrale Nervensystem die Fortpflanzung des Partners manipulieren, und beispielsweise die Eiablagerate erhöhen beziehungsweise den Befruchtungserfolg der frisch übertragenen Spermien relativ zu konkurrierenden Männchen erhöhen.

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