Chlamydien begünstigen Entstehung von Mutationen
Sexuell übertragbare Bakterien fördern das Wachstum ihrer mutierten Wirtszellen und können zur Krebsentwicklung beitragen
Die Forscher des Berliner Max-Planck-Instituts haben beobachtet, dass die DNA-Moleküle infizierter Zellen mehr Brüche aufweisen als das Erbgut gesunder Zellen. Normalerweise aktivieren Zellen bei Schäden an ihrer DNA das zelleigene Reparatursystem. Es verbindet die gebrochenen DNA-Stränge wieder miteinander, ohne dass der genetische Code verändert wird. Lassen sich die Schäden auf diese Weise nicht beheben, aktivieren die Zellen einen Selbstzerstörungsmechanismus – sie begehen also förmlich Selbstmord.
„Chlamydien beeinträchtigen die zelleigene Reparaturmaschinerie, indem sie verhindern, dass bestimmte Reparaturenzyme an der geschädigten DNA andocken können. Infizierte Zellen reparieren Schäden deshalb fehlerhaft, so dass die Wirts-DNA mit der Zeit immer mehr Mutationen anhäuft“, erklärt Cindrilla Chumduri vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie.
Trotzdem sterben die mit Chlamydien infizierten Zellen nicht ab, sondern wachsen einfach weiter – eine Folge von Wachstumssignalen, die die Bakterien an ihre Wirtszellen senden. „Für die Chlamydien ist es überlebenswichtig, den programmierten Zelltod zu verhindern, denn dabei würden sie ja mit zugrunde gehen. Den Preis dafür zahlt die Zelle: Sie kann dadurch Schädigungen davontragen und zur Krebszelle werden“, sagt Chumduri.
Die Studie der Max-Planck-Wissenschaftler zeigt, wie Chlamydien zum Schrittmacher der Krebsentstehung werden können. „Die im Reagenzglas erzielten Ergebnisse müssen zwar noch im lebenden Organismus bestätigt werden. Für die Krebsvorbeugung sind aber solche Erkenntnisse von großer Bedeutung, denn sind die Zusammenhänge zwischen Infektion und Krebsentstehung erst einmal gesichert, wie im Fall des Magenerregers Helicobacter pylori, so ließen sich auch andere Krebsarten durch Impfung verhindern oder mit der Gabe von Antibiotika frühzeitig behandeln“, sagt der Leiter der MPIIB-Gruppe, Thomas F. Meyer.
Originalveröffentlichung
Cindrilla Chumduri, Rajendra Kumar Gurumurthy, Piotr K. Zadora, Yang Mi, & Thomas F. Meyer; "Chlamydia infection promotes host DNA damage and proliferation but impairs the DNA damage response: "Cell Host & Microbe 13, 746–758
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