Schnappschüsse von einem zentralen Prozess des Lebens
Human Frontier Science Program fördert Kooperation zu Photosynthese
Natürlicher Katalysator unter der Lupe
Obwohl alle tierischen Organismen Sauerstoff verbrauchen, geht uns der Sauerstoff glücklicherweise nicht aus. Denn Grünpflanzen, Algen und Cyanobakterien bauen aus CO2 Wasser und Sonnenlicht durch Photosynthese andere Moleküle auf und setzen dabei wieder Sauerstoff frei. Dabei wird die zentrale Reaktion im „Photosystem II“- Protein“, nämlich die Abspaltung von Sauerstoff aus Wasser, erst durch einen Katalysator möglich, ein komplexes Molekül mit einem Kern aus Mn4CaO5.
Wie die Reaktion an diesem natürlichen Katalysator nun genau abläuft, wollen Forscher am HZB zusammen mit Kollegen der HU Berlin und in den USA untersuchen. Neue Einsichten wären nicht nur grundsätzlich spannend, sondern könnten auch dazu beitragen, in Zukunft Solarenergie in Form von so genannten solaren Brennstoffen zu speichern und so eine der großen Herausforderungen der Energiewende zu lösen.
Neuer Ansatz: Reaktionen bei Raumtemperatur beobachten
Zu diesem Zweck hat das Team nun einen neuen Ansatz entwickelt, der weit über die konventionelle Röntgenkristallografie und Röntgenspektroskopie bei tiefen Temperaturen hinausgeht. Denn solange die Untersuchungen bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt stattfinden, sind die Bedingungen keineswegs lebensnah. Auch beschädigt die Röntgenstrahlung die Katalysemoleküle.
Die intensiven und ultrakurzen Femtosekunden-Röntgenpulse an der Linac Coherent Light Source, einem Freien-Elektronenlaser am SLAC National Accelerator Laboratory in Stanford bieten die Möglichkeit, bei Raumtemperatur Daten zu sammeln und dabei das Signal aufzufangen, bevor die Probe zerstört wird. „Wir machen eine Art Schnappschuss von der Reaktion“, erklärt Philippe Wernet.
Die Forscher wollen damit die Protein-Struktur und die Dynamik der Reaktion am Mn4CaO5 –Cluster untersuchen, und zwar während weiter Licht absorbiert wird und Wasser zu Sauerstoff oxidiert. „Wir planen eine Folge von zeitaufgelösten Röntgenstreu- und Röntgenspektroskopie-Experimenten, um die Reaktion bei Raumtemperatur zu untersuchen und dabei alle Zwischenschritte abzubilden“, erklärt Wernet. So hoffen sie, einen sehr genauen Einblick in die Reaktionen zu erhalten, die für den Prozess der photosynthetischen Wasser-Oxidation nötig sind.
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