Bergmannsheil: Neues Schrittmachersystem bei Herzschwäche erstmals erfolgreich implantiert
System passt sich automatisch der jeweiligen Belastungssituation des Patienten an
Therapieunterstützung bei Herzschwäche
„Mit dem neuen System können wir die individuelle Anpassung der Resynchronisationstherapie für den Patienten deutlich verbessern“, sagt Dr. Axel Koppe, Leitender Oberarzt der Kardiologischen Klinik. „Das bedeutet für den Patienten in der Regel eine effektivere Therapieunterstützung, weniger Nachsorgetermine in der Klinik und damit ein Zugewinn an Lebensqualität.“ Das Verfahren ist eine Therapieoption bei Menschen, die an einer Herzschwäche leiden und bei denen zugleich die Ausbreitung der elektrischen Impulse, die die Kontraktionen des Herzens koordinieren, gestört ist. Die Folge: Die Herzkammern (Ventrikel) ziehen sich nicht mehr gleichzeitig zusammen, was die Ausprägung der Herzschwäche weiter verstärkt. Ziel der Kardialen Resynchronisationstherapie ist es daher, das Zusammenziehen der Herzkammerwände wieder zu synchronisieren. Der Eingriff wird unterstützend neben weiteren Therapiemaßnahmen zur Behandlung der Herzinsuffizienz eingesetzt (insbesondere medikamentöse Therapie, Umstellung von Ernährungs- und Lebensgewohnheiten etc.).
Herzleistung steigern durch elektrische Stimulation
Bei der Resynchronisationstherapie wird ein spezieller, mikrocomputer-gesteuerter Schrittmacher im oberen Brustbereich unter die Haut des Patienten implantiert. Er ist mit drei dünnen Elektrodenkabeln verbunden, die in Venen des Patienten zum Herzen geführt werden. Sie berühren dann die beiden Herzkammern beziehungsweise den rechten Vorhof im Herzen. Das Einsetzen des Schrittmachersystems dauert in der Regel etwa zwei Stunden und erfordert lediglich eine lokale Betäubung, der Patient ist also bei Bewusstsein. Nach der Implantation erfolgt die individuelle Programmierung des Schrittmachers. Das System gibt jetzt permanent schwache elektrische Impulse über die Elektroden an die Herzkammern ab, sodass sie sich wieder koordiniert zusammenziehen können. Die Pumpleistung des Herzens wird dadurch verbessert, die Symptome der Herzinsuffizienz werden zum Teil erheblich gemildert und körperliche Belastungen wie zum Beispiel Treppensteigen können besser bewältigt werden.
Beteiligung an weltweiter Anwenderstudie
„Das neue System mit einer vierpoligen Elektrode vervielfältigt unsere Möglichkeiten, die Kammerinnenwände optimal zu stimulieren“, so Dr. Kloppe. Es sei ein großer Vorteil für den Patienten, dass sich das Gerät automatisch an die Krankheitsausprägung und die verschiedenen Belastungssituationen des Patienten anpasst. Ältere Geräte mussten je nach Bedarf jeweils manuell in der Klinik nachjustiert werden - für den Patienten ein aufwändiges und bisweilen auch belastendes Verfahren. „Bisher sind wir die einzige Klinik in Bochum, die das neue CRT-System implantiert“, sagt Prof. Dr. Andreas Mügge, Direktor der Kardiologischen Klinik. In einer weltweiten Anwenderstudie mit 140 beteiligten Herzkliniken wurde das System getestet, seit kurzem ist es zugelassen und als Therapieangebot verfügbar. „Wir freuen uns, dass wir hier eine neue und verbesserte Behandlungsoption zur Verfügung haben – zum Nutzen unserer Patienten“, so Mügge. In der Kardiologischen Klinik im Bergmannsheil werden jährlich über 1.000 Patienten mit Herzschwäche ambulant oder stationär behandelt. Rund 120 Patienten erhalten einen sogenannten Dreikammer-Schrittmacher zur Durchführung der Kardialen Resynchronisationstherapie.
Volkskrankheit Herzinsuffizienz
Eine chronische Herzinsuffizienz ist Folge einer verminderten Pumpleistung des Herzens. Weil zu wenig Blut ins Gefäßsystem gepumpt wird, kommt es zu einer verringerten Blutzirkulation, der Körper wird also nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Typische Symptome sind Erschöpfung, Atemnot (insbesondere unter Belastung) und Wassereinlagerungen in den Beinen, Füßen und in der Lunge. Nach Angaben des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK) leiden rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland unter dieser Erkrankung, mehr als 300.000 Patienten kommen Jahr für Jahr hinzu. Neue Verfahren wie die weiterentwickelte Kardiale Resynchronisationstherapie können dazu beitragen, die Prognose für den Patienten zu verbessern.