Neues zur Immuntherapie

01.03.2013 - Deutschland

Manche T-Zellen des Immunsystems sind natürliche Feinde von Krebszellen. Ihre Wirksamkeit in der Therapie hängt offenbar ganz entscheidend davon ab, wie sie auf ihren Einsatz im Organismus vorbereitet werden.

Viele T-Zellen des Immunsystems sind grundsätzlich dazu in der Lage, Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören. Die Wissenschaft versucht darum, die Kräfte der T-Zellen für die Behandlung von Krebs auszunutzen. An solchen Immuntherapien arbeiten weltweit viele Forschungseinrichtungen, und auch an der Universität Würzburg gibt es einschlägige Projekte.

Matthias Wölfl, Oberarzt an der Universitätskinderklinik, ist einer der Würzburger T-Zell-Experten. Als Postdoc in den USA war er bis 2007 an einem Projekt beteiligt, bei dem es um den Einsatz von T-Zellen gegen Leukämie ging. Jetzt sind die viel versprechenden Ergebnisse des Projekts in „Science Translational Medicine“ veröffentlicht.

T-Zellen aktivieren und vermehren

Was bei dem Projekt in den USA gemacht wurde? „In jedem Menschen gibt es so genannte WT1-reaktive T-Zellen, die bestimmte Leukämieformen bekämpfen können“, erklärt Wölfl. Doch leider kommen diese Zellen im Körper nur in verschwindend kleinen Mengen vor: Unter einer Million T-Zellen befinden sich nur bis zu zehn der gesuchten Kandidaten.

Um die Zellen in der Therapie einsetzen zu können, müssen sie darum zuerst aus dem Blut „gefischt“ und im Labor so aktiviert werden, dass sie sich teilen und vermehren. Nach einem zwei Monate dauernden Prozess sind schließlich so viele T-Zellen vorhanden, dass sich daraus eine hoch konzentrierte Infusion für die Patienten herstellen lässt.

Überraschung nach 15 Jahren Arbeit

An diesem aufwändigen Projekt des Fred-Hutchinson-Krebsforschungszentrums in Seattle hat Wölfl drei Jahre lang mitgewirkt. Insgesamt stecken aber 15 Jahre Forschungsarbeit in den jetzt veröffentlichten Ergebnissen. Und die bergen eine Überraschung: „Für die therapeutische Wirkung ist es offenbar ganz entscheidend, auf welche Weise man die T-Zellen im Labor aktiviert“, so Wölfl.

Was die Forscher herausfanden: Kommen die T-Zellen bei ihrer Aktivierung mit dem Botenstoff Interleukin-21 in Kontakt, sind sie später weitaus langlebiger und damit auch länger gegen Tumorzellen aktiv. Im Blut der Patienten waren sie bis zu ein Jahr lang nachweisbar. Fehlte dagegen bei der Aktivierung das Interleukin, waren sie schon nach weniger als vier Wochen verschwunden.

Patienten mit hohem Rückfallrisiko

Getestet wurden die T-Zellen an elf Erwachsenen in den USA. Sie alle hatten die üblichen Therapien gegen Leukämie hinter sich und befanden sich in einer schwierigen Ausgangsposition: Alle hatten zuvor auch Stammzelltransplantationen erhalten, bei allen war das Risiko für einen Rückfall sehr hoch.

„Unter diesen Bedingungen dürfen wir froh sein, dass bei einigen Patienten eine Wirkung auf die bösartigen Zellen erreicht wurde. Drei Patienten haben sogar mehr als zwei Jahre lang leukämiefrei überlebt“, so Wölfl.

Nur elf Patienten und keine Kontrollgruppe? „Die Untersuchung war als Phase I/II-Studie angelegt, die am Anfang jeder Arzneimittelentwicklung steht. Die Frage der Wirksamkeit darf man dabei gar nicht stellen, denn dazu müssten weitaus mehr Patienten behandelt werden“, erklärt Wölfl. Dennoch habe die Untersuchung sehr wertvolle Erkenntnisse zum biologischen Verhalten der T-Zellen und zu ihrer Anwendungssicherheit geliefert. Und sie lasse erkennen, dass diese Form der Immuntherapie durchaus Behandlungserfolge verspricht.

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