Fehlersuche im Erbgut von Krebszellen: Genom entschlüsselt

22.11.2012 - Deutschland

Das komplette Erbgut der Krebszellen von Burkitt-Lymphomen konnte jetzt ein interdisziplinärer Forscherverbund, an dem auch Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE) beteiligt sind, entschlüsseln. Eingebunden war insbesondere Prof. Dr. Ralf Küppers mit seiner Arbeitsgruppe Molekulare Genetik aus dem Institut für Zellbiologie (Tumorforschung) am Universitätsklinikum Essen. Ihre Ergebnisse wurden in Nature Genetics publiziert.

Als Teil des Internationalen Krebs-Genom-Konsortiums haben sich die Wissenschaftler zum Ziel gesetzt, eine Art „Katalog der Fehler“ im Erbgut von Krebszellen solcher Lymphome zu erstellen. In ihrer jetzt publizierten ersten Datenauswertung konnten sie zeigen, dass das Erbgut der Tumorzellen des Burkitt-Lymphoms an über 2.000 Stellen im Vergleich zu normalen Zellen verändert ist. Dabei entdeckten die Forscher ein Gen, das in über Zweidrittel aller Burkitt-Lymphome mutiert ist, was neue Angriffspunkte für die Diagnostik und Behandlungsstrategien dieser aggressiven Lympohme liefert. Die Arbeiten werden vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Lymphome sind Krebserkrankungen, die sich von Zellen des Immunsystems, den Lymphozyten ableiten. Das Burkitt-Lymphom tritt häufig im Kindesalter auf, ist aber nicht darauf beschränkt. Betroffene Kinder und Jugendliche in Deutschland haben heute eine Überlebenschance von ca. 80 Prozent, wenn sie mit modernen Kombinations-Chemotherapie-Protokollen behandelt werden. Das Burkitt-Lymphom war das erste Lymphom, bei dem bereits in den 1970er Jahren eine wiederkehrende Genveränderung, die sogenannte Burkitt-Translokation, identifiziert wurde. Dabei handelt es sich um den Austausch von Material zwischen zwei Chromosomen, den Trägern der Erbsubstanz, die zur Aktivierung des Krebsgens MYC führt. Heute ist erwiesen, dass eine solche Burkitt-Translokation in quasi allen Burkitt-Lymphomen auftritt, aber auch in anderen aggressiven Lymphomen. Außerdem reicht die Aktivierung des MYC-Gens nicht für eine Entartung von Zellen aus.

Die neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass offensichtlich ganz bestimmte Funktionen der Zelle gestört sein müssen, damit das aktivierte Krebsgen MYC maligne entartet. In der jetzt publizierten Arbeit haben die Wissenschaftler und Ärzte des ICGC MMML-Seq Verbundprojekts in einem sehr umfassenden Ansatz nicht nur die Sequenz des Erbguts von vier Burkitt-Lymphomen vollständig entschlüsselt und auf krankheitsrelevante Mutationen untersucht, sondern auch Daten über die veränderte Aktivität der Gene und ihrer Regulation erhoben. Durch die systematischen Analysen konnten zwischen 1.957 und 5.707 Veränderungen im Erbgut der Burkitt-Lymphome im Vergleich zu normalen Zellen identifiziert werden.

In dem Forschungsverbund ICGC MMML-Seq (Analyse Molekularer Mechanismen in Malignen Lymphomen durch Sequenzierung) arbeiten Ärzte und Wissenschaftler u.a. der Universitäten Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Gießen, Göttingen, Kiel, Leipzig, München, Münster, Ulm und Würzburg sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Europäischen Labors für Molekularbiologie in Heidelberg eng zusammen, um die Ursachen maligner Lymphome zu entschlüsseln. Ziel des Verbundes ist es, die Fehler im Erbgut von insgesamt 250 Keimzentrums-B-Zell-Lymphomen, zu denen das Burkitt-Lymphom gehört, durch Sequenzierung des Erbgutes der Krebszellen systematisch zu katalogisieren.

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