Pharma-Standort NRW: Noch stark vor Ort
Nordrhein-Westfalen ist immer noch die Heimat klassischer Industrie rund um Stahl und Energie. Aber es gehört auch zu den stärksten und traditionsreichsten Pharmastandorten des Landes.
Dazu Birgit Fischer für die forschenden Pharma-Unternehmen: "Nordrhein-Westfalen hat Tradition und braucht Zukunft. Eine Zukunftsbranche ist entlang des Rheins bereits da: Pharma! Diese Industrie ist ein Innovationsmotor innerhalb der boomenden Gesundheitswirtschaft, die so vom Kostenfaktor zum eigenständigen Wachstumstreiber werden kann. Sie schafft nicht nur Wohlstand, sondern bietet Anknüpfungspunkte für Synergien in die Hochschul- und Universitätslandschaft NRWs. So entstehen Netzwerke für den Fortschritt, die nicht "nur" Erkenntnisgewinn bringen, sondern auch wirtschaftlichen Wohlstand für Unternehmen, Arbeitnehmer und die steuereinnehmende öffentliche Hand."
Fischer zu den Fakten: "Namhafte Unternehmen der Branche haben ihren Sitz in Leverkusen oder bei Düsseldorf. Wichtige Forschungsinfrastruktur ist in Wuppertal angesiedelt. 11 Prozent der Beschäftigten der pharmazeutischen Industrie in Deutschland und damit rund 11.000 Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz in den Pharmaunternehmen in NRW gefunden; mit 4,3 Milliarden Euro sind auch rund 10 Prozent des gesamtdeutschen Umsatzes mit pharmazeutischen Erzeugnissen des Jahres 2011 in NRW zu verorten. Das bestätigt das Bild eines bedeutsamen, historisch gewachsenen Pharmastandortes. Auch bezüglich ihrer Investitionsneigung steht die pharmazeutische Industrie nicht schlecht da. Zwar investierten die Pharmaunternehmen in NRW im Jahr 2010 rund 12.000 Euro pro Beschäftigten und liegen damit weit vor Branchen wie dem Maschinenbau, den Kraftfahrzeugherstellern oder dem verarbeitenden Gewerbe. Dieser Spitzenwert im Vergleich zu anderen Branchen ist aber innerhalb der pharmazeutischen Industrie kein Spitzenwert, denn er ist im Vergleich zu den Investitionen der gesamten Pharmaindustrie Deutschlands leicht unterdurchschnittlich."
"Diese wirtschaftlichen Zahlen spiegeln die hohe Wertschöpfung der Branche, also ihre Werte und Produktivität auch in angrenzenden Bereichen. Doch deuten die Entwicklungen auf politischen Handlungsbedarf hin. Deshalb gehören die Rahmenbedingungen der Pharma- und Gesundheitswirtschaft auf die politische Agenda. Gefordert ist dabei eine ganzheitliche Sicht der Politik und die Bereitschaft der Akteure im gesundheitswesen neue Wege zu gehen. Das bedeutet auch, dass die einzelnen Player aufeinander zugehen und gegenseitig Verständnis entwickeln müssen.
Doch wie sieht es mit den nationalen Rahmenbedingungen aus? Der Gesetzgeber hat bei den Arzneimittelpreisen durch einen Zwangsrabatt in Kombination mit einem Preismoratorium massiv eingegriffen. Allein der Zwangsrabatt belastet die Industrie
in diesem Zeitraum mit 6 bis 8 Milliarden Euro. Daneben hat die Pharma-Industrie durch Patentabläufe, stärkeren Preiswettbewerb und freiwillige Rabatte der Hersteller weitere finanzielle Einbußen zu verkraften. Sie entlasten die GKV um weitere 640 Millionen Euro. Aber Entlastungen der GKV sind nun einmal Belastungen der Industrie, die Wachstumsaussichten und Investitionsbereitschaft tangieren, auch in NRW", so Fischer weiter.
Fischers Fazit: "Zu dieser Kostendebatte kommen aber noch völlig neue Rahmenbedingungen für den Arzneimittelsektor: Frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln und Preisverhandlungen mit den Krankenkassen, wie sie das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) eingeführt hat, stellen die Pharma-Unternehmen als innovationsgetriebene Branche vor die Frage, wie diese Steuerungsinstrumente ausgestaltet sind. Sind sie innovationsfreundlich oder behindern sie Investitionen in neue Medikamente? Sowohl für die frühe Nutzenbewertung wie für die Preisverhandlungen gilt, dass das Ringen um Bewertungs- und Vergleichskriterien nicht dazu führen darf, dass Innovationen künftig blockiert werden. Auch die Standards der Versorgungsqualität in Deutschland und die Investitionen der Industrie hierfür dürfen nicht gefährdet werden!"
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