Anstieg von Asbesttumoren in New York? / Neuer Wirkstoff verbessert die Therapie

11.09.2002

Bad Homburg (ots) - Am 11. September jährt sich der Terroranschlag auf das New Yorker World Trade Center zum ersten Mal. Inzwischen sind die Trümmer abgeräumt, das Leben in New York geht wieder seinen gewohnten Gang. Zwar sind die sichtbaren Spuren damit weitgehend beseitigt, nicht aber die Nachwirkungen auf die Opfer, die Augenzeugen und vor allem auf die Rettungsmannschaften. Zu den psychischen Traumata kommen nun - so stellt sich allmählich heraus - erhebliche körperliche Gesundheitsrisiken.

Eines davon ist die kaum abschätzbare, wahrscheinlich aber sehr hohe Belastung mit Asbestfasern, der all diejenigen ausgesetzt waren und noch sind, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu "Ground zero" leben und arbeiten. Diese Belastung dürfte nach Einschätzung des American College of Preventive Medicine (ACPM) in den kommenden Jahrzehnten zu einem zusätzlichen Anstieg der durch Asbest hervorgerufenen Krebserkrankungen führen, insbesondere des malignen Pleuramesothelioms (Lungenfellkrebs). Der bösartige Asbesttumor entsteht bei den meisten Betroffenen erst nach jahrelangem Einatmen von Asbestfasern, zum Beispiel bei Bauarbeitern. Aber auch nach einer kurzen, intensiven Asbestexposition kann es zum Pleuramesotheliom kommen, so dass "die New Yorker legitime Bedenken über ihr Risiko haben, einen asbestinduzierten Krebs zu entwickeln", wie es Prof. Arthur Frank vom ACPM formulierte.

Die Prognose des Pleuramesothelioms ist bisher schlecht, da der Tumor in der Regel sehr spät und damit in einem unheilbaren Stadium entdeckt wird. Trotz Operation, Bestrahlung und Chemotherapie überleben die Betroffenen nach der Diagnosestellung im Mittel nur noch etwa ein Jahr. Neue Erkennt-nisse zur Tumorbiologie und die Entwicklung innovativer Substanzen, in erster Linie des Multi-Target-Antifolats Pemetrexed, tragen derzeit jedoch dazu bei, die Perspektiven für Patienten mit malignem Pleuramesotheliom zu verbessern. Aktuell wurde gerade eine Studie im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht, die zur Findung der optimalen Dosis der Kombination Pemetrexed plus Carboplatin diente (Hughes A et al, J Clin Oncol 20 (16), 2002: 3533-3544). In dieser Studie wurden 27 Patienten mit malignem Pleurameso-theliom, die zuvor noch keine Chemotherapie erhalten hatten, mit fünf verschiedenen Dosierungen von Pemetrexed und Carboplatin behandelt. Dabei erwies sich 500mg/Kubikmeter Pemetrexed und Carboplatin AUC 6 mg/ml als maximal tolerable Dosis. Für weitere Untersuchungen mit dieser Kombination wurde eine Dosis von 500mg/Kubikmeter Pemetrexed und Carboplatin AUC 5 empfohlen. Bei 32 Prozent der Patienten schrumpfte der Tumor unter der Therapie und bei 56 Prozent der Patienten erreichte man eine Stabilisierung der Erkrankung; 70 Prozent der Behandelten gaben zudem bereits nach meist zwei Zyklen eine Verbesserung ihrer Symptome an. Die mittlere Überlebenszeit betrug 451 Tage. Wichtigste Nebenwirkung war eine vorübergehende Neutropenie; in dieser Studie fand sich wie in den vorausgegangenen jedoch trotz teilweise ausgeprägten Leukozytenmangels nur eine niedrige Rate schwerer Infektionen.

Das Multi-Target-Antifolat Pemetrexed

Pemetrexed ist ein Multi-Target-Antifolat, das von Eli Lilly entwickelt wurde und sich derzeit in der klinischen Prüfung befindet. Die Substanz blockiert sowohl die Purin- als auch die Pyrimidinsynthese und hemmt dadurch sehr

effektiv die Vermehrung von Tumorzellen. Pemetrexed zeigt klinische Aktivität bei zahlreichen soliden Tumoren, darunter das Pleuramesotheliom, das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom sowie Mamma-, Pankreas-, Magen- und Kolonkarzinom. Beim Mesotheliom liegen überzeugende Phase-III-Daten vor. Sie wurden durch die größte Studie gewonnen, die jemals mit Mesotheliom-Patienten durchgeführt worden ist: In die EMPHACIS-Studie (Evaluation in a Mesothelioma Phase III Trial of Pemetrexed and Cisplatin) wurden fast 450 Patienten eingeschlossen.

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