Dem Fingerabdruck ökologischer Lebensmittel auf der Spur
Groß angelegte Betrügereien mit angeblich ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln machen immer wieder Schlagzeilen. Im vergangenen Dezember deckten die italienischen Ermittlungsbehörden einen groß angelegten Handel mit gefälschten Bioprodukten auf. Rund 17.000 Tonnen konventionell erzeugte Futter- und Lebensmittel sollen als Bioware deklariert und in halb Europa verkauft worden sein.
„Der Anteil ökologischer Lebensmittel am Markt wächst seit Jahren stetig“, erklärt Privatdozent Dr. Johannes Kahl vom Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur der Universität Kassel. Diese Lebensmittel werden oft zu einem höheren Preis angeboten als konventionelle Produkte. Eine Marktsituation, die immer wieder auch Betrüger anlockt. „Zusätzlich zur eigentlichen Zertifizierung könnten da validierte Methoden beitragen, um ökologische Lebensmittel schnell und sicher als solche erkennen zu können“, sagt Kahl. Das Ziel ist es, dem Konsumenten mehr Sicherheit zu bieten.
Bislang findet die Kontrolle der Ökobranche vor allem über Zertifizierungen statt, das heißt, Nahrungsmittel dürfen als Bioprodukte verkauft werden, wenn der landwirtschaftliche Betrieb als Ökobauernhof anerkannt und entsprechend zertifiziert ist. „Ein Prozess, der sich seit Inkrafttreten der Bio-Verordnung sehr erfolgreich bewährt hat und Bio-Lebensmittel generell sicher macht“, so Kahl. Eine Kontrolle der Lebensmittel selbst findet daher nur in Verdachtsfällen statt.
Die Wissenschaftler wollen im Rahmen von „Authentic Food“ nun eine Vielzahl von analytischen Methoden bewerten und so klären, inwieweit mit diesen Methoden zuverlässige Aussagen über die Produktionsweise der Lebensmittel getroffen werden können. In dem Projekt soll gewissermaßen der spezifische Fingerabdruck ökologischer Lebensmittel gesucht werden. In den vergangenen Jahrzehnten wurde eine große Zahl unterschiedlichster Analysemethoden entwickelt. Damit können Wissenschaftler nicht nur feinste Spuren von Pestizidrückständen ermitteln, sondern auch die geografische Herkunft mancher Lebensmittel erkennen.
Ziel der an „Authentic Food“ beteiligten Wissenschaftler ist es nun, die sinnvollste Kombination aus diesen Analysemethoden zu finden, um ebenso rasch wie zuverlässig echte Bioprodukte von Fälschungen unterscheiden zu können: „Zu diesem Zweck arbeiten wir u.a. mit insgesamt fünf Laboren in Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien und Tschechien zusammen.“
„Authentic Food“ wird im Rahmen des Forschungsprojekts CORE Organic II von den verschiedenen Ministerien der beteiligten Länder unterstützt.
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