Neues Supervirus: USA wollen Daten unter Verschluss halten
(dpa) Terrorangst vor einem neuen Erreger: Die US-Regierung hat an Forscher und Wissenschaftsjournale appelliert, Daten über ein im Labor entwickeltes Supervirus unter Verschluss zu halten, wie das Journal «Science» am Mittwochabend bestätigte. Bei dem überaus gefährlichen und hochansteckenden Virus handelt es sich um eine Variante des Vogelgrippe-Erregers H5N1. Washington befürchtet, dass Terroristen mit dem neuen Virus Biowaffen bauen könnten.
Der Vorgang ist einzigartig. Noch nie zuvor habe sich die US-Regierung in die Veröffentlichung einer Studie eingeschaltet und Geheimhaltung empfohlen, erklärte «Science»-Chefredakteur Bruce Alberts am Mittwoch (Ortszeit). Üblich ist, dass Forscher alle Einzelheiten auf den Tisch legen, damit andere Kollegen die Studie wiederholen und ihr Ergebnis verifizieren können. Stattdessen schlug der Beraterausschuss für Biosicherheit im US-Gesundheitsministerium «Science» jetzt vor, nur das Ziel der Studie zu beschreiben, nicht aber die Experimente selbst.
Sie wurden von Ron Fouchier an der Erasmus Universität in Rotterdam und Yoshihiro Kawaoka an der US-Universität von Wisconsin durchgeführt. Fouchier hatte bereits im September auf Malta über sein neues Vogelgrippe-Virus gesprochen. Es habe nur weniger Mutationen bedurft, um den Erreger hochansteckend zu machen, sagte er damals.
Die Nationalen Gesundheitsforschungsinstitute (NIH) der USA in Bethesda hatten die Studien finanziert, um die Infektionsgefahr des H5N1-Virus besser einschätzen und Vorbeugung treffen zu können. Beide Arbeiten hätten gezeigt, dass das Infektionspotenzial des Virus für Säugetiere, Menschen eingeschlossen, deutlich größer ist als bisher angenommen, teilten die NIH jetzt mit.
Auch die beiden Forscher verteidigen sich damit, dass ihre Arbeit die Suche nach Impfstoffen und anderen Mitteln gegen das Supervirus fördert. Fouchier hat sein Papier derweil überarbeitet und kritische Daten herausgenommen, bestätigte «Science». Der Chefredakteur von «Nature», Philip Campbell, teilte mit, dass er derzeit mit dem Beraterausschuss für Biosicherheit im Gesundheitsministerium über die Veröffentlichung der Studie aus Wisconsin verhandele.
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