Südkorea will massiv in Stammzellforschung investieren
(dpa) Südkorea will nach einem spektakulären Betrugsskandal in der Stammzellforschung vor fast sechs Jahren wieder in die Spitzengruppe in dem Bereich aufsteigen. Die Regierung in Seoul will im nächsten Jahr rund 100 Milliarden Won (etwa 65 Millionen Euro) in die betroffene Forschung investieren, die Verwendung von Stammzellen zu kommerziellen Zwecken erleichtern und eine Stammzellenbank aufbauen. Diese und andere Maßnahmen zur Förderung des Forschungsbereiches kündigte Präsident Lee Myung Bak am Montag in seiner vierzehntäglichen Radioansprache an.
Ziel sei es, die Stammzellindustrie nach dem Vorbild der IT-Industrie zu einem neuen Wachstumsmotor des Landes zu entwickeln. Vor zehn Jahren habe Südkorea zusammen mit den USA die Führung in der Stammzellforschung innegehabt. «Es gab aber einen enttäuschenden Vorfall, der unvermeidbaren Schaden für die gesamte Stammzellforschung in Korea verursachte», sagte Lee in Anspielung auf den Skandal um den südkoreanischen Klon-Spezialisten Hwang Wook Suk.
Ende 2005 waren zwei als bahnbrechend gefeierte Stammzellstudien der Forschergruppe um Hwang als Fälschungen aufgeflogen. Sie hatten unter anderem behauptet, als weltweit erste Forscher menschliche Stammzellen aus geklonten Embryonen gewonnen zu haben.
Die Regierung wolle eine nationale Stammzellbank einrichten, die verwendet werden könne, um «Stammzellen zu produzieren, zu konservieren und damit verschiedene Forscher des Landes auf stabiler Basis zu versorgen», sagte Lee. Neben dem potenziellen Nutzen als Industrie mit hoher Wertschöpfung sei die Stammzellforschung «sehr lohnenswert und bedeutungsvoll, weil sie denen Hoffnung geben kann, die unter seltenen und behandlungsresistenten Krankheiten leiden».
Stammzellen sind noch nicht auf eine besondere Aufgabe festgelegt und können damit prinzipiell zu allen Zellentypen werden. Ein Ziel ist es, durch Klonen menschliche Stammzellen für die mögliche Entwicklung von Ersatzgewebe für Menschen zu gewinnen.
Andere Länder wie die USA, Japan, Großbritannien und China hätten auf dem betroffenen Gebiet ihre Vorschriften vereinfacht und ihre Investitionen ausgebaut, sagte Lee. Die Regierung wolle unter anderem dafür sorgen, dass die Elemente, die die Kommerzialisierung behinderten, korrigiert würden. Die Erfahrungen aus dem Skandal dienten jedoch als Mahnung, dass eine gesunde Forschungsethik nötig sei.
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