Auf dem Weg zur individuellen Therapie bei Nierenkrebs

23.06.2011 - Deutschland

Urologen des Universitätsklinikums Jena sind Partner des jetzt gestarteten europäischen Kooperationsprojektes EuroTARGET, das auf die Verbesserung der Therapie für Patienten mit metastasierenden Nierenzellkarzinomen zielt. Die Wissenschaftler suchen nach spezifischen Biomarkern, die eine Prognose über die Wirksamkeit und die Stärke der Nebenwirkungen der zugelassenen Medikamente erlauben und so zu einer individualisierten Therapie beitragen.

vdG/UKJ

PD Dr. Kerstin Junker und Projektmitarbeiterin Bianka Ilse (li.) im Zellkulturlabor

Bei etwa 15 000 Patienten in Deutschland wird jährlich ein Nierenzellkarzinom diagnostiziert, ein aus den Zellen der Niere entstandener Tumor, der häufig schon sehr frühzeitig Metastasen bildet. Seit einigen Jahren stehen Wirkstoffe zur molekularen Therapie zur Verfügung, die die Entwicklung neuer Blutgefäße im Tumor unterdrücken und so das Wachstum von Tochtergeschwülsten verlangsamen. Etwa drei Viertel der Patienten profitieren von dieser Behandlung. Bei anderen Patienten aber schlägt die Therapie nicht an oder die Nebenwirkungen, etwa Hautveränderungen oder Müdigkeit, sind so stark, dass die Dosierung geändert oder das Medikament gewechselt werden muss.

„Wir wollen im Vorhinein wissen, welcher Wirkstoff in welcher Dosierung dem einzelnen Patienten am meisten nutzt“, beschreibt PD Dr. Kerstin Junker das Ziel des Projektes. Sie leitet das molekularbiologische Forschungslabor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Jena, in dem im Rahmen des Projektes neue aussichtsreiche Biomarker gesucht und analysiert werden. Vorher sammeln die Projektpartner Blutproben von etwa 500 Nierenkrebs-Patienten vor und während der Behandlung sowie Proben von gesundem und Tumorgewebe. All diese Proben werden in einer klinischen Datenbank erfasst und molekularbiologisch analysiert. Mit Hilfe einer komplexen Bioinformatik werden aus diesen Screeningergebnissen dann diejenigen Gene identifiziert, die vielleicht im Tumorgenom von Patienten mit besonders guter Medikamentenwirkung übereinstimmen oder mit besonders starken Nebenwirkungen verbunden sind. Darüber hinaus fahnden die Wissenschaftler nach Proteinen, die im Blut der Patienten mit sehr gutem und sehr geringem Therapieansprechen auffallen.

„Unsere Aufgabe ist es dann, die zelluläre Funktion dieser Biomarker-Kandidaten aufzuklären“, so Kerstin Junker. Wie reagieren Tumorzellkulturen, wenn Gene gezielt ausgeschaltet oder aktiviert werden, in welche Signalmechanismen greifen Proteine ein und welchen Effekt hat das für die beabsichtigte Medikamentenwirkung, die Hemmung der Gefäßbildung und des Tumorwachstums? „Unsere Antworten auf diese Fragen können aus einem Biomarker-Kandidaten einen Marker zur individuellen Therapieentscheidung machen“, gibt die Forscherin einen Ausblick, „mit dem sich in einem einfachen Labortest die wirksamste und verträglichste Behandlung finden lässt.“

Gegenwärtig bereiten die Wissenschaftler die Zelllinien und Techniken für die künftigen Untersuchungen vor. Dabei können sie auf die Tumorgewebebank an der Klinik für Urologie zurückgreifen, die Proben von mehr als 1700 Patienten mit Nierenzellkarzinom umfasst und von der großen klinischen Erfahrung der Jenaer Urologen in der Behandlung von Nierenkrebs zeugt.

Zu den insgesamt zwölf EuroTARGET-Partnern zählen Forschungseinrichtungen und Firmen aus acht europäischen Ländern. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und wird im 7. Rahmenprogramm der EU mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert.

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