EHEC-Epidemie: Sprossen wohl Erreger-Träger
Tomaten, Gurken und Blattsalat schließen die Behörden mittlerweile als Ursache für den schweren EHEC-Ausbruch aus
(dpa) Die grassierende EHEC-Epidemie ist höchstwahrscheinlich auf verseuchte Sprossen zurückzuführen. «Eine Nachweis des Erregers auf diesem Lebensmittel ist aber bisher noch nicht gelungen», sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, am Freitag in Berlin. Zugleich hoben die Behörden die verhängte Warnung vor dem Verzehr roher Tomaten, Gurken und Blattsalate insbesondere in Norddeutschland auf.
Diese Gemüsesorten seien gesund und sollten wieder auf die Speiseteller zurückkehren, sagte der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Andreas Hensel. Rohe Sprossen sollte aber weiter nicht gegessen werden. Bundesweit sind bisher 30 Menschen nach einer Infektion mit dem aggressiven Darmkeim gestorben.
Nach Worten des RKI-Präsidenten ist der derzeitige EHEC-Ausbruch noch nicht vorbei. «Die Zahl der Fälle sinkt, aber es gibt weiterhin neue Erkrankungen.» Schließlich könne es mehr als eine Woche dauern, bis es nach der Infektion zu blutigem Durchfall komme. Wie die Erreger auf die Sprossen, die vom einem Bauernhof in Niedersachsen stammen, gekommen sind, sei nach wie vor unklar. Daher könne auch nicht gesagt werden, ob noch kontaminierte Sprossen im Umlauf seien.
Zu den sinkenden Zahlen an Neuerkrankungen sagte Burger: «Möglich wäre, dass die Infektionsquelle versiegt ist, das heißt, das Lebensmittel ist entweder aufgegessen oder es wurde in den Müll entsorgt.» Denkbar sei aber auch, dass die Verzehrwarnungen gewirkt hätten oder die betroffenen Lebensmittel nur über einen begrenzten Zeitraum mit dem Bakterium in Kontakt gewesen seien, «also letztendlich ein Versiegen der ursprünglichen Infektionsquelle». Deshalb sei weitere Aufklärung nötig.
«Den entscheidenden Aufschluss über die Quelle lieferte ein neues Verfahren, dass die RKI-Wissenschaftler eingesetzt haben» - eine sogenannte rezeptbasierte Restaurant-Kohortenstudie, sagte der RKI-Präsident. «Mit diesem Verfahren war es möglich, auf epidemiologischem Wege die Ursache des Ausbruchs mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Verzehr von Sprossen einzugrenzen.»
Die RKI-Forscher hätten dabei insgesamt 112 Patienten und Kontrollpersonen befragt, von denen sich 19 bei einem gemeinschaftlichen Restaurantbesuch mit dem Darmkeim infiziert hätten. Zugleich schauten sich die Experten nach Burgers Worten Rezepte an und sprachen mit Köchen, um herauszufinden: Wie genau wurde welches Menü zubereitet, welche Mengen welcher Zutat waren darin enthalten? Auch Fotos der Befragten beim Essen wurden laut Burger ausgewertet, auf denen man noch die Teller der späteren Patienten sieht.
Das Ergebnis: Kunden, die Sprossen gegessen hatten, hätten ein fast neunfach höheres Risiko gehabt, an EHEC oder der schweren Verlaufsform HUS zu erkranken als andere Restaurantgäste. Diese Spur habe die Wissenschaftler zu dem inzwischen gesperrten Bauernhof in Niedersachsen geführt.
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