Daiichi Sankyo Europe wächst

Deutliche Fortschritte bei Onkologie, Stärkung der Kernkompetenz Kardiovaskular

09.06.2011 - Deutschland

Daiichi Sankyo baut in Europa ein neues Geschäftsfeld Onkologie auf. Damit will der japanische Pharmakonzern neben seiner bisherigen Kernkompetenz bei Herz-Kreislaufmitteln auch den Eintritt in den Markt für Krebsmedikamente vorbereiten. „Wir verfügen in der Onkologie mittlerweile über eine gut gefüllte Pipeline an neuen, innovativen Arzneimittelkandidaten. Wir gehen davon aus, dass diese Präparate den Patienten deutliche Vorteile gegenüber bisherigen Therapien bieten werden“, sagte Reinhard Bauer, CEO von Daiichi Sankyo Europe, auf der Jahres-pressekonferenz des Unternehmens in Frankfurt. „Unser Ziel ist es, im Konzern bis 2015 eine Onkologie-Pipeline aufzubauen, die weltweit zu den Besten gehört. Die Onkologieforschung in Europa wird dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.“

Als Beispiel nannte Bauer das Lungenkrebsmittel Tivantinib, welches sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befindet. Im April 2011 wurde in Europa der erste Patient in eine Phase-III-Studie aufgenommen. Tivantinib ist ein selektiver c-MET Inhibitor zur Behandlung von fortgeschrittenem nicht kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC). In der Phase II seiner klinischen Entwicklung hatte das Mittel gute Resultate gezeigt. Lungenkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten in Europa, die Überlebensprognose der Betroffenen ist vielfach schlecht.

Neben Tivantinib entwickelt Daiichi Sankyo mit U3-1287 einen weiteren Arzneimittelmittelkandida-ten zur Behandlung von Lungenkrebs. Dieser befindet sich derzeit in der klinischen Testphase II. Dar-über hinaus forscht das Unternehmen an weiteren in Phase II und I befindlichen Wirkstoffen. Daiichi Sankyo kooperiert dabei mit zahlreichen europäischen Krebszentren und Onkologen.

Marktvorbereitungen für Edoxaban

Parallel zu den Aktivitäten bei Onkologie bereitet sich Daiichi Sankyo in Europa mit Nachdruck auf die künftige Marktzulassung des Blutgerinnungshemmers Edoxaban vor. Damit stellt der japanische Pharmakonzern die Weichen, um sich einen entscheidenden Platz in der neuen Klasse der sogenannten Faktor-Xa-Hemmer zu sichern. „Edoxaban ist unser wichtigster Beitrag zur Verbesserung der Thromboseprophylaxe- und therapie“, sagte Bauer. „Wir sind überzeugt, dass dieses Arzneimittel einen ho-hen Nutzen für die Patienten haben wird.“ Edoxaban, ein direkter oraler Faktor-Xa-Hemmer mit einmal täglicher Einnahme wird derzeit in zwei globalen Phase-III-Studien geprüft: Zum einen zur Ver-hinderung von Schlaganfällen bei über 21.000 Patienten mit Vorhofflimmern und zum anderen zur Behandlung und Vermeidung erneuter Venöser Thromboembolien (VTE) bei etwa 7500 Patienten. Im April 2011 erhielt Daiichi Sankyo erstmals in Japan die Marktzulassung für Edoxaban (LIXIANA®) zur Vorbeugung Venöser Thromboembolien nach größeren orthopädischen Operationen. Bauer: „Wir rechnen nun mit der Markteinführung von LIXIANA® in Japan in diesem Sommer. Damit könnten wir erstmals in der Praxis die Überlegenheit unseres Faktor-Xa-Hemmers gegenüber herkömmlichen The-rapien zeigen.“ Bauer fügte hinzu, dass er für die Klasse der Faktor-Xa-Hemmer ein hohes Umsatzpotenzial sehe.

Wachstum in Europa

Bei seinem derzeit wichtigsten Wirkstoff, dem Blutdrucksenker Olmesartan, verzeichnet Daiichi Sankyo weltweit wie auch in Europa nach wie vor hohe Zuwachsraten. So stieg der Umsatz der olmesartanhaltigen Arzneien in Europa (Olmetec®/Olmetec Plus®, Sevikar®, Sevikar HCT®) im vergangenen Geschäftsjahr 2010 (zum 31.3.2011) gegenüber der Vorjahreszeit um 15,7 Prozent auf 408 Millionen Euro und setzte sich so deutlich gegenüber dem gesamten Markt für Bluthochdruckmittel ab, der leicht nachgab. Sevikar HCT®, das jüngste Produkt der Olmesartan-Familie, wurde im Dezember 2010 für den deutschen Markt zugelassen. Es handelte sich damit um den ersten europäischen Markteintritt in Europa dieser blutdrucksenkenden Dreifachkombination, die einmal täglich eingenommen wird. Die Produktgruppe Olmesartan trug damit erneut zum Wachstum des Unternehmens in Europa bei. Der Umsatz von Daiichi Sankyo Europe legte gegenüber 2009 leicht auf 587 Millionen Euro zu. Im lau-fenden Geschäftsjahr strebt die Gesellschaft in Europa einen Erlös von 670 Millionen Euro an. 2012 soll der Umsatz inklusive der europäischen Aktivitäten der Konzerntochter Ranbaxy auf rund 1,2 Milliarden Euro steigen.

Im Gesamtkonzern stieg der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr von 7,26 auf 8,55 Milliarden Euro, der operative Gewinn legte deutlich von 728 Millionen Euro auf knapp über eine Milliarde Euro zu. Einen erheblichen Beitrag zum Ergebnis lieferte dabei die indische Konzerntochter Ranbaxy, deren Vorsteuergewinn sich von 209 auf 459 Millionen Dollar mehr als verdoppelte. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung lagen im vergangenen Jahr mit mehr als 20 Prozent vom Umsatz erneut deutlich über dem Durchschnitt in der Pharmabranche.

Herausforderungen in Europa

Bauer wies darauf hin, dass das europäische Pharmageschäft die Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen stellt. So würden die Preiseingriffe in zahlreichen europäischen Märkten die Umsätze belasten. Die unterschiedlichen Maßstäbe bei der Nutzenbewertung von neuen Medikamenten in Europa verlangten von den Pharmaunternehmen zudem eine große Flexibilität. Bauer: „Wir befürworten die Nutzenbewertung, denn wir sind von der Qualität unserer Arzneien überzeugt. Wenn aus den Er-gebnissen aber nicht nachvollziehbare Schlüsse gezogen werden und für gute Medikamente ein willkürlicher Preis festgesetzt wird, widerspricht das allen Regeln eines fairen Marktes.“ Bauer forderte in diesem Zusammenhang, dass sämtliche Kriterien, die in die Nutzenbewertung einfließen, transparent und für alle Beteiligten einsehbar dargestellt werden. Darüber hinaus kritisierte der Europachef von Daiichi Sankyo, dass es bei der Erstattung neuer Medikamente in einigen Ländern zu erheblichen Verzögerungen komme. Bauer: „Wichtige Arzneien, die einen echten Zusatznutzen für die Patienten haben, können wir dadurch teilweise erst mit großer Verspätung auf den Markt bringen.“

Auswirkungen des Erdbebens vom 11. März

Die Auswirkungen des schweren Erdbebens in Japan vom 11. März auf Daiichi Sankyo bezeichnete Europachef Bauer als begrenzt. Zwei der sechs Produktionsstandorte in Japan wurden bei der Katastrophe beschädigt. Ein Standort, Hiratsuka, produziert mittlerweile wieder normal. Der andere, Onahama, soll voraussichtlich im September seinen Betrieb wieder aufnehmen. Bauer: „Da wir schon im Vorfeld des Bebens unsere Produktion diversifiziert und außerdem Wirkstoffvorräte für mehrere Monate angelegt hatten, ist es bei Daiichi Sankyo zu keinen Produktionsengpässen gekommen. Die Ver-sorgung unseres deutschen Produktionsstandortes in Pfaffenhofen mit Wirkstoffen aus Japan ist gewährleistet.“ Zusätzlich wird Pfaffenhofen aus Japan die Produktion des Blutdrucksenkers Benicar für den US-Markt übernehmen. Bauer: „Dabei handelt es sich um eine erhebliche Menge. Um das bewältigen zu können, müssen wir Investitionen vorziehen und zusätzliche Mitarbeiter einstellen.“ Die Jahresproduktion in Pfaffenhofen wird nach Bauers Angaben damit in diesem Jahr auf etwa 2,7 Milliarden Tabletten steigen. Darüber hinaus werde die Kapazität derzeit auf vier Milliarden Tabletten erweitert. Pfaffenhofen ist der einzige global produzierende Standort von Daiichi Sankyo außerhalb Japans und beliefert rund 50 Länder mit Medikamenten. Im Mai 2011 wurde in Pfaffenhofen die zehnmilliardste Tablette mit dem Wirkstoff Olmesartan hergestellt.

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