Radioaktivität: Kein Schutz durch Jodtabletten aus Apotheke
Die zur Prophylaxe einer Jodmangel-Struma zugelassenen Kaliumjodid-Produkte enthalten 100, 150 beziehungsweise 200 Mikrogramm. Um die Schilddrüse vor der Einlagerung von radioaktivem Jod zu schützen, ist allerdings eine 1000-fach höhere Dosis notwendig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Einnahme von 130 Milligramm Kaliumjodid (entspricht 100 Milligramm Jod) für Kinder ab 13 Jahren.
Ein entsprechendes Notfallpräparat stellt das österreichische Pharmaunternehmen Lannacher her. Es enthält 65 Milligramm Kaliumjodid pro Tablette. Die deutschen Katastrophenschutzbehörden haben das Arzneimittel eingelagert. Im Notfall werden die Tabletten an die Bevölkerung im Umkreis der Atomkraftwerke verteilt. Das Präparat darf nur nach Aufforderung durch die Behörden eingenommen werden. Da aktuell in Deutschland keine Belastung durch radioaktives Jod besteht, gibt es keine Notwendigkeit, das Mittel anzuwenden. Wer hochdosiertes Jod unnötig prophylaktisch einnimmt, riskiert eine Schädigung der Schilddrüse.
Dennoch wollen sich viele Bürger derzeit offenbar mit dem Präparat von Lannacher bevorraten. Die auf Arzneimittelimporte spezialisierte Internationale Ludwigsapotheke hat einer Sprecherin zufolge derzeit „massenhaft Anfragen von anderen Apotheken“. Von ihren Partnern, zu denen Apotheken und Großhandlungen im Ausland zählen, sei derzeit allerdings keine Ware zu bekommen.
Das Präparat ist zwar in Deutschland zugelassen. Da es sich jedoch um ein Notfallmedikament handelt, wird es nicht standardmäßig hierzulande vertrieben und ist deshalb auch nicht beim Großhandel verfügbar. Normalerweise verkauft Lannacher Kaliumjodid zur Notfallbevorratung an die Länder. So wurden zum Beispiel 2004 2,8 Millionen Dosen von Deutschland eingekauft. Auch Bestellungen einzelner Apotheken werden aber bedient. Seit den Vorfällen in Japan gibt es eine erhöhte Nachfrage, nicht nur aus Deutschland.
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