Medikamenten-Innovationen 2011: Die Prognose
"2011 ist wieder mit vielen neuen Medikamenten zu rechnen, insbesondere gegen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektionen." Das prognostizierte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, mit Blick auf gerade abgeschlossene und laufende Zulassungsverfahren für neue Medikamente.
2011 sollen neue Medikamente unter anderem die Behandlung von fortgeschrittenem Brust- und Prostatakrebs verbessern helfen. Beide haben Vorbilder in der Natur - in Substanzen aus Eiben bzw. einem asiatischen Meeresschwamm - doch haben Pharmaforscher sie gezielt abgewandelt, um sie noch wirksamer und verträglicher zu machen. Zwei neue Antibiotika sollen Bakterien bekämpfen, die gegen ältere Mittel
resistent geworden sind. Erstmals seit fünf Jahrzehnten könnte auch ein neues Medikament gegen Lupus verfügbar werden, eine Autoimmunkrankheit, die mit Entzündungen im ganzen Körper einher geht. Für Patienten mit Multipler Sklerose - einer Krankheit, die zu Lähmungen und Sinnesstörungen führt - könnten mehrere neue Präparate verfügbar werden; sie sollen Symptome lindern und die Häufigkeit von Krankheitsschüben senken. Zwei Kombinationspräparate gegen Malaria, die 2011 die Zulassung erhalten könnten, wurden vor allem für Entwicklungsländer entwickelt. Sie dürften aber auch reisenden Europäern zugute kommen. Entwicklungspartner war in beiden Fällen die Organisation Medicines for Malaria Venture (MMV).
"Pharmaforschung ist risikoreich, langwierig und teuer", betonte Yzer. "Die Entwicklung jeder Medikamenten-Innovation von 2011 wurde schon in den 1990er-Jahren begonnen. Und was in diesem Jahr in Pharmalabors in Deutschland und andernorts erfunden wird, dürfte kaum vor 2020 zu den Patienten gelangen. Forschende Pharma-Unternehmen müssen langfristig denken und brauchen auch ein politisches Umfeld, das ihnen das erlaubt. Nur so können die großen medizinischen Herausforderungen unserer Zeit, wie sie nicht zuletzt die demographische Entwicklung mit sich bringt, gemeistert werden."
25 bis 30 der kommenden Medikamente dürften auf neuen Wirkstoffen basieren; bei weiteren Präparaten werden bekannte Wirkstoffe durch eine neue Darreichungsform gegen eine weitere Krankheit einsetzbar - etwa ein Wirkstoff aus der Transplantationsmedizin für die Behandlung von Bindehautentzündungen.
Fast ein Drittel der neuen Medikamente wird voraussichtlich der Behandlung seltener Erkrankungen dienen, etwa der Lungenfibrose oder einer angeborenen Störung der Gallen-Bildung. "Damit bestätigt sich der Trend der letzten Jahre, dass Pharma-Unternehmen sich immer stärker für Patienten mit seltenen Krankheiten engagieren", so Yzer.
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