Naturstoff-Forscher fahnden nach Wirkstoffen gegen Krebs
Neue DFG-Forschergruppe an der Saar-Universität
Professor Angelika Vollmar von der LMU, die Sprecherin der neuen DFG-Gruppe, sieht den interdisziplinären Ansatz des Projektes, in dem exzellente Biotechnologen, Chemiker, Pharmazeuten und Pharmakologen zusammenarbeiten, als den Schlüssel zum Erfolg. Neben der Universität des Saarlandes und der LMU gehören auch die TU München, die Universität Jena sowie die ETH Zürich zur DFG-Forschungsgruppe.
Die Vertreter der Universität des Saarlandes sind mit gleich mehreren Projekten an der neuen DFG-Forschungsgruppe beteiligt und vor allem für die Bereitstellung der hochaktiven Naturstoffe verantwortlich. Dafür erhalten sie zunächst für die kommenden drei Jahre eine jährliche Förderung von rund 270.000 Euro. Aufbauend auf langjährigen Kooperationen zwischen der Pharmazeutischen Biotechnologie (Projekte von Dr. Silke C. Wenzel und Prof. Rolf Müller) und der Organischen Chemie (Prof. Uli Kazmaier), können die Saarbrücker Forscher die Wirkstoffe nicht nur biotechnologisch, sondern auch vollsynthetisch herstellen und modifizieren. Dies erlaubt auch die Bereitstellung ausreichender Mengen für biologische und medizinische Studien, die überwiegend von den Kollegen an der LMU München durchgeführt werden.
"Das pharmakologische Potenzial von Naturstoffen ist noch lange nicht ausgeschöpft", betont die Pharmazeutin Angelika Vollmar. Die Natur als Quelle für Arzneimittel spielt in der pharmazeutischen Wirkstoffentwicklung und biotechnologischen Forschung eine essenzielle Rolle: Fast die Hälfte aller Arzneistoffe, die zwischen 1940 und 2006 neu zugelassen wurden, waren natürlichen Ursprungs oder zumindest von Naturstoffen abgeleitet. Auch in der Krebstherapie zeigen Naturstoffe großes Potenzial, und vermutlich sind viele geeignete Substanzen noch nicht entdeckt. Die gegenwärtige Renaissance der Naturstoffforschung ist auch dadurch bedingt, dass verschiedene Forschungsbereiche in der Biologie Naturstoffe als Werkzeuge schätzen, um komplexe zelluläre Netzwerke zu verstehen.
Allerdings sind Naturstoffe oft nur schwer zu isolieren und in ausreichender Menge chemisch herzustellen. Hier setzt die Arbeitsgruppe um Professor Rolf Müller vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung an der Saar-Uni an, die seit vielen Jahren Myxobakterien erforscht. "Myxobakterien sind für das Team als Quelle für innovative Stoffe so attraktiv, weil sie viele verschiedene Stoffwechselprodukte mit hoher biologischer Aktivität produzieren", erläutert Müller. Durch innovative biosynthetische, genetische und chemische Ansätze sowie Computersimulationen werde es möglich sein, die Wirkstoffe gezielt zu manipulieren und damit strukturell neue, anspruchsvolle Substanzen in ausreichender Menge zu produzieren.
"Das Besondere der Saarbrücker Forschergruppe ist darüber hinaus, dass wir interessante Substanzen aus den Myxobakterien nicht nur hinsichtlich ihres Potenzials testen werden, Tumorzellen direkt abzutöten", hebt Gruppen-Sprecherin Angelika Vollmar hervor. "Wir wollen auch prüfen, ob sie bei anderen wichtigen Prozessen der Krebsentstehung Wirkung zeigen, etwa der Tumorgefäßbildung oder bei Entzündungsreaktionen."
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