Genzyme-Chef wehrt sich mit hohen Prognosen gegen Sanofi-Aventis-Offerte

26.10.2010 - Frankreich

(dpa-AFX) Im Kampf gegen eine Übernahme durch Sanofi-Aventis will Genzyme den Aktienkurs mit hohen Gewinnprognosen nach oben treiben. Das amerikanische Biotechnologieunternehmen werde 2011 einen Gewinn zwischen 4,30 und 4,60 Dollar je Aktie erwirtschaften, sagte Genzyme-Vorstandschef Henri Termeer am Freitag und nannte damit erstmals eine Prognose für das kommende Jahr. Experten hatten bisher im Schnitt mit 3,57 Dollar je Aktie gerechnet.

Bisher bietet der französische Pharmakonzern den Aktionären von Genzyme 69 Dollar je Aktie. Damit wird Genyzme mit 18,5 Milliarden Dollar oder dem knapp 20-fachen der bisherigen Analystenschätzung bewertet. Würde man den gleichen Bewertungsmaßstab an den jetzt von Termeer in Aussicht gestellten Gewinn anwenden, wäre das Unternehmen bis zu 24 Milliarden Dollar oder rund 89 Dollar je Aktie wert.

Termeer haute aber nicht nur bei dem erwarteten Gewinn auf die Pauke, sondern auch bei dem erwarteten Spitzenumsatz für das wichtigste Produkt des Unternehmens. So rechnet er bei dem Multiple-Sklerose-Medikament Campath mit einem jährlichen Spitzenumsatz von fast drei Milliarden Euro. Deutlich mehr als unabhängige Experten und Aktienanalysten dem Mittel bisher zutrauen. Sanofi-Aventis geht sogar von weniger als einer Milliarde Dollar aus.

Am Aktienmarkt kamen die Aussagen des Genzyme-Chefs eher verhalten an, auch wenn das Papier noch weit von der Bewertung jenseits der 80 Dollar entfernt ist. Zuletzt legte die Aktie 0,88 Prozent auf 72,59 Dollar zu und liegt damit kaum über dem bisher von Sanofi in Aussicht gestellten Preis.

Die Franzosen hatten Anfang Oktober das Gebot vorgelegt. Sanofi-Aventis-Chef Christopher Viehbacher hatte damals gesagt: "Wir sind überzeugt, dass unser Angebot für die Aktionäre unwiderstehlich ist." Eine spätere Erhöhung schloss er allerdings nicht aus und beteuerte zuletzt immer wieder, mit dem Verwaltungsrat von Genzyme zu einer einvernehmlichen Lösung kommen zu wollen. Allerdings verweigere sich die Führungsspitze des US-Unternehmens aufschlussreichen Gesprächen.

Sanofi setzt deshalb auf die Großaktionäre. Die Franzosen haben nach eigener Darstellung bereits mit Anteilseignern gesprochen, die zusammen über mehr als die Hälfte der Genzyme-Aktien verfügen. Genzyme wäre seit dem Kauf von Aventis die größte Übernahme für Sanofi. Zu den am meisten verkauften Produkten von Genzyme zählt ein Medikament gegen eine seltene genetische Krankheit, bei dem das Risiko eines Nachahmermedikaments relativ gering ist. Das Unternehmen hat mehr als 12.000 Mitarbeiter.

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