Welche Aktivität haben Ionen im Blut?
Wissenschaftler der PTB entwickeln mit schweizerischen Kollegen eine neue Methode, die die Aktivität der Ionen im Blut zuverlässiger bestimmt
Bisher wird in der klinischen Chemie die analytische Konzentration der Ionen im Blut aus dem Gesamtgehalt der Elemente abgeschätzt. „Das ist jedoch nicht aussagekräftig, weil ein Teil der Ionen mit Proteinen, Lösungsmitteln oder anderen Ionen wechselwirkt. Diese Ionen können daher ihre Wirkung im menschlichen Körper nicht vollständig entfalten“, erklärt der Chemiker Frank Bastkowski. „Die effektive Konzentration der Ionen ist deshalb viel geringer als die analytische Konzentration, wobei das Verhältnis dieser beiden Größen zusätzlich vom jeweiligen Patienten abhängt.“ Aus diesem Grund haben sich die Forscher dazu entschlossen, eine neue Skala für die Ionenaktivität einzuführen. Diese Skala wird konsistent mit der bereits bestehenden und akzeptierten primären Messmethode für den pH-Wert sein.
Zur Messung werden ionenselektive Elektroden verwendet, also Elektroden, die für die zu messenden Ionen Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium oder Chlorid selektiv sind. Diese Elektroden werden mit Kalibrierlösungen, die die Ionen in unterschiedlichen bekannten Aktivitäten enthalten, kalibriert. Dann wird die Probe (z.B. eine Blutprobe) gemessen. Die Ionenaktivität kann mit einer Messunsicherheit von nur 1 % bestimmt werden. Das ist eine deutliche Verbesserung zur aktuell verwendeten Methode, bei der eine Messunsicherheit von 5 % geschätzt wird.
Ein Ringvergleich zwischen PTB und METAS soll Ende Oktober beginnen und unter anderem eine Abhängigkeit des Messergebnisses vom Messsystem ausschließen. Danach kann das System in der klinischen Praxis verwendet werden.
Originalveröffentlichung: D. Berdat, H. Andres, S. Wunderli; "Development of suitable ISE measurement procedures for SI-traceable chemical activity determination"; Chimia 63(10), 2009, 670-677
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