Gendoping mit einfachem Bluttest nachweisbar
Das Wissenschaftsjournal "Gene Therapy" hat die Gendoping-Studie der Tübinger und Mainzer Wissenschaftler publiziert. Wie es darin heißt, liefert der Test eindeutige "Ja-oder-Nein-Antworten", je nachdem ob sogenannte transgene DNA in Blutproben vorhanden ist oder nicht. Transgene DNA oder tDNA stammt nicht von dem Untersuchten selbst, sondern wurde - häufig über Viren - in dessen Körper eingeschleust, um an Ort und Stelle die leistungssteigernden Stoffe wie beispielsweise Erythropoetin (EPO) zur Bildung von roten Blutkörperchen herzustellen. "Vom Körper eines gengedopten Menschen selber werden dann die leistungssteigernden Hormone hergestellt, ohne dass irgendwelche Fremdsubstanzen dem Körper zugeführt werden müssten. Der Körper wird auf Dauer zu seinem eigenen Dopinglieferanten", erklärt Simon. Er hatte 2006 als damaliger Mitarbeiter der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen ein Verfahren entwickelt, mit dem sich geringste Spuren transgener DNA im Blut nachweisen lassen. Die Effektivität dieses Verfahrens konnte jetzt erstmals, zunächst im Mausmodell, belegt werden. Zur Anwendung kam insbesondere ein ausgeklügeltes Verfahren, das in der Lage ist, die von außen eingebrachte Erbsubstanz sehr spezifisch und um eine kleine Einstichstelle herum an die Muskulatur zu vermitteln. Dort wurde dann im Überschuss ein Hormon produziert, das die Blutgefäßneubildung anregt. Sogar noch 2 Monate nach der Genspritze in die Muskulatur konnten die Forscher anhand von sehr kleinen Blutproben sicher unterscheiden, bei welchen Tieren Gendoping stattgefunden hat und bei welchen nicht. "Durch die Entwicklung eines zuverlässigen Nachweisverfahrens für den Missbrauch von Gentransfer soll gewährleistet werden, dass diese neue Technologie mit bisher nur zum Teil bekannten Nebenwirkungen nur bei schwerwiegenden Erkrankungen eingesetzt wird", betont Bitzer. Das Universitätsklinikum Tübingen plant in den nächsten Monaten z. B. eine entsprechende Therapiestudie bei fortgeschrittenen Tumorpatienten.
Die sichere und fehlerfreie Anwendung des Nachweisverfahrens der Mainzer und Tübinger Wissenschaftler wurde dann noch im Rahmen einer sogenannten Spezifitätsprüfung an 327 Blutproben von Leistungs- und Freizeitsportlern nachgewiesen. Die Forscher gehen jetzt davon aus, dass sich für Athleten der Missbrauch der Gentherapie zu Dopingzwecken nicht mehr lohnt. "Spätestens das Wissen um das Risiko, auch Monate nach einem durchgeführten Gentransfer bei einer Wettkampfkontrolle entdeckt zu werden, dürfte auch die waghalsigsten Doper abschrecken", glaubt Simon. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat die Arbeiten an dem Gendoping-Test während der letzten 4 Jahre mit 980.000 US-Dollar gefördert.
Originalveröffentlichung: T. Beiter, M. Zimmermann, A. Fragasso, J. Hudemann, A.M. Niess, M. Bitzer, U.M. Lauer and P. Simon; "Direct and long-term detection of gene doping in conventional blood samples."; Gene Therapy, 2010.
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