Neuer Detektor für Stress und Depressionen
Das Ergebnis von zehn Jahren Forschungsarbeit steckt in einem Karton der Größe eines Schul-Atlasses: 16 Röhrchen, eine Tablette, ein Mini-EKG, ein Fragebogen. Mehr braucht es nicht, um psychischen Erkrankungen auf die Schliche zu kommen. „Unsere Methode misst biologische Signale und setzt sie in Beziehung zu psychischen und körperlichen Stressreaktionen. Unser Ziel ist es, sie zu diagnostizieren und dabei zu helfen, sie individuell zu behandeln“, erläutert Prof. Hellhammer das Verfahren allgemeinverständlich. „Neuropattern ist auch weltweit der erste Versuch, das Wissen der Grundlagenforschung systematisch in die Patientenversorgung einzubringen. Wir hoffen, dass auf diese Weise eine nachhaltige Verbesserung von stresskranken Patienten erreicht werden kann.“
Über teilnehmende Hausärzte, die mögliche Ausschlusskriterien ihrer Patienten prüfen, kann das Neuropattern-Set angefordert werden. Nach einer Einweisung führt der Erkrankte die erforderlichen Tests - überwiegend per Speichelproben - zu Hause durch. Die Auswertungen der Proben und Messungen dienen als Grundlage für eine erfolgreiche Therapie. Patienten können die Behandlung aktiv unterstützen. Sie erhalten Zugang zu einem Online-Service mit individuellen Angeboten zur Selbsthilfe, die auch Wartezeiten für psychotherapeutische Behandlungen überbrücken sollen.
Das nun vorliegende Neuropattern II-Set wurde innerhalb von acht Jahren auf der Basis der Daten von mehr als 2.200 Patienten und Probanden entwickelt. Mit Hilfe von Patienten mit psychischen und psychosomatischen Beschwerden soll jetzt die Effizienz der Neuropattern wissenschaftlich belegt werden. Knapp 20 Mediziner im ganzen Landesgebiet sind Ansprechpartner. Patienten können aber auch ihren Hausarzt zur Teilnahme an der Studie auffordern.
Wie teuer die Volkswirtschaft Gesundheitsstörungen durch Stress zu stehen kommen, zeigen einige Zahlen. Rund 65 Milliarden Euro kosten jährlich Arztbesuche, Medikamente und Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund von Stress und Depressionen. Knapp 38 Prozent aller Frührentner wurden 2009 in Deutschland wegen psychischer Erkrankungen vorzeitig in den Ruhestand geschickt. 1993 waren es mit 15 Prozent nicht einmal halb so viele. Auch die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme hat sich seit 1990 verdoppelt. „Das kann sich nur ändern, wenn psychische und psychosomatische Gesundheitsstörungen frühzeitig und effizient von den Ärzten behandelt werden, die die Primärversorgung dieser Patienten durchführen“, sagt Hellhammer.
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