Kreativ und innovativ für unsere Gesundheit
Beim 11. MedTech Pitch Day präsentierten Medizintechnik-Start-ups ihre Ideen
Sie nutzen künstliche Intelligenz, Mikrosystemtechnik oder Lasertechnologie, ihre Ideen sollen chronisch Kranken ebenso helfen wie Frühgeborenen oder Krebspatient*innen: Beim 11. MedTech Pitch Day am 2. April 2025 in der Dräger-Garage in Lübeck zeigten zehn Medizintechnik-Start-ups, wie sich mit innovativen Technologien die Gesundheitsversorgung verbessern lässt. Für die Veranstaltung hatten sich 83 junge Unternehmen aus 15 Ländern beworben. Die ausgewählten Start-ups aus Deutschland, Schweden, der Schweiz und Israel bekamen nun die Gelegenheit, Investor*innen von ihren Konzepten zu überzeugen und sich mit Entscheider*innen führender Medizintechnikunternehmen zu vernetzen. Insgesamt mehr als 40 Investor*innen und Industrievertreter*innen nahmen teil. Auch rund 20 weitere Start-ups waren im Publikum vertreten.

Dr. Achim Plum, Geschäftsführer des HTGF
HTGF
Der MedTech Pitch Day wird ausgerichtet von bedeutenden Playern der Medtech-Branche: Neben dem Medizin- und Sicherheitstechnikunternehmen Dräger, das in diesem Jahr die Rolle des Gastgebers übernahm, sind das der Seed-Investor HTGF, das Medizintechnik-Unternehmen B. Braun mit seinem B. Braun Innovation Hub, die B. Braun-Stiftung sowie erstmals das norddeutsche Branchennetzwerk Life Science Nord. „Unsere Gastgeber von Dräger haben dem diesjährigen MedTech Pitch Day und den zehn präsentierenden Gründer*innen eine großartige Bühne geboten“, sagte Dr. Achim Plum, Geschäftsführer des HTGF und verantwortlich für den Investmentbereich Life Sciences & Chemie. „Das Event ebnet hochinnovativen Ideen den Weg in die medizinische Praxis. Davon werden letztendlich Patientinnen und Patienten profitieren.“
In jeweils zehnminütigen Live-Pitches präsentierten die Start-ups ihre Projekte und Produkte und stellten sich anschließend den kritischen Nachfragen des internationalen Fachpublikums. Digitale Lösungen spielten dabei eine wichtige Rolle: Medical Decision Alliance (MDA) aus Leipzig will Entscheidungen von Ärzt*innen im Operationssaal mit einer KI-basierten Software unterstützen. Altavo aus Dresden kombiniert maschinelles Lernen und neueste Sensortechnologien, um Tumorpatient*innen nach dem Verlust ihres Kehlkopfes eine natürlich klingende Stimme zurückzugeben. QuantiLight aus Heidelberg entwickelt ein System aus tragbarem Bluttest und Handy-App, mit dem chronisch Kranke ihre Medikamentendosierung zu Hause selbst überwachen können.
Doch auch aus dem Bereich der klassischeren Medizintechnik gab es intelligente Hightech-Lösungen: Mit einem tragbaren Inkubator will es Skincubator Neocare aus Jerusalem ermöglichen, dass Frühchen den für ihre Gesundheit so wichtigen Hautkontakt mit der Mutter möglichst ausgiebig bekommen können. Apersys aus Zürich hat ein Perfusionssystem geschaffen, mit dem eine für die Transplantation vorgesehene Leber sieben Tage außerhalb des Körpers konserviert werden kann. MedVasc aus dem schwedischen Lund verspricht weitgehend schmerzfreie Krampfaderoperationen, indem das Anästhetikum mit einer neuartigen Technologie aus dem Inneren der Vene verabreicht wird.
Refined Laser Systems aus Münster hat eine Lasertechnik entwickelt, die in Kombination mit modernen Mikroskopen und künstlicher Intelligenz die Diagnose und Behandlung von Krebs verbessern soll. PropofolSAFE aus Stuttgart misst mit einem photoakustischen Detektor die Konzentration des Narkosemittels Propofol in der Atemluft von Patient*innen, um gefährliche Unter- und Überdosierungen zu verhindern. Als innovative Zulieferer für die Medtech-Branche präsentierten sich zwei Start-ups aus dem hohen Norden Deutschlands: Acquandas aus Kiel produziert mit Mikrosystemtechnik foliendünne und biokompatible Metallteile, zum Beispiel für Mikroimplantate – bis hin zu ultrafeinen Elektroden für ein Brain-Computer-Interface. Celtrix aus Itzehoe schließlich liefert High-Performance-Spezialbatterien, die für die jeweilige Anwendung maßgeschneidert werden.
„Es war ein inspirierender Tag mit beeindruckenden Präsentationen“, bilanzierte Dr. Thilo Brinkmann, Geschäftsführer der B. Braun-Stiftung. „Es hat sich wieder gezeigt: Die MedTech Pitch Days sind von Bedeutung für die Entwicklung der Medizin. Wenn wir junge Firmen und deren Ideen in der Medizintechnologie fördern, kommt das den Patient*innen zugute – und uns allen, damit wir gar nicht erst zu Patient*innen werden.“ Die zwölfte Ausgabe des MedTech Pitch Days im kommenden Jahr wird gemeinsam von der B. Braun-Stiftung und B. Braun gehostet. „Es gibt kaum eine Veranstaltung, die eine so hohe Investorendichte hat wie der MedTech Pitch Day“, betonte Alexander Katzung, Vice President Acceleration & Innovation bei B. Braun. „Wir freuen uns darauf, Medizintechnik-Start-ups auch 2026 wieder die einmalige Gelegenheit zu eröffnen, von der direkten Begegnung mit so vielen Investor*innen und Industrievertreter*innen zu profitieren.“
Entsprechend viel Lob gab es von den Teilnehmer*innen der diesjährigen Veranstaltung. „Es war sehr spannend und produktiv“, sagte Dr. Rodrigo Lima de Miranda, Gründer und CEO von Acqandas. „Das Networking und der Austausch mit Investor*innen und Start-ups hat mir wichtige Insights gegeben.“ Für den Israeli Alon Metrikin-Gold, CEO von Skincubator Neocare, war es der erste Pitch in Europa: „Ich war angenehm überrascht, wie fokussiert sich Investor*innen und Start-ups hier vernetzen konnten.“
Ergänzt wurden die Pitches durch eine Podiumsdiskussion, bei der eine nicht nur für Start-ups wesentliche Frage erörtert wurde: Wie können und sollten Patient*innen in die Produktentwicklung einbezogen werden? Lindis Blood Care aus Hennigsdorf bietet ein Verfahren an, mit dem Blut während einer Krebsoperation von Tumorzellen gereinigt werden kann – und hat, wie CEO Dr. Franzpeter Bracht berichtete, bei der Entwicklung gezielt den Kontakt zu Ärzt*innen und Patient*innen gesucht. Auch das Münchner Start-up SmartAIs, das eine Hinderniserkennungs-App für Blinde entwickelt hat, arbeitet eng mit Betroffenen zusammen. „Für uns ist nutzerzentrierte Entwicklung einer unserer Glaubenssätze“, sagte Gründer und CEO Sascha Preget. Worauf es bei einer solchen Zusammenarbeit ankommt, machte Jana Hassel deutlich, Referentin für Digitalpolitik bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V.: „Ganz wichtig ist, dass die Perspektive der Patient*innen im Mittelpunkt steht.“
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