Immunzellen mit Doppelrolle: Wechsel zwischen Schutz und Angriff
Ein bestimmter Typ von Immunzellen agiert flexibler als gedacht – mit Potenzial für neue therapeutische Ansätze
Dendritische Zellen gehören als Teil des angeborenen Immunsystems zur ersten Verteidigungslinie des Körpers gegen Infektionen. Sie erkennen Krankheitserreger und koordinieren die Immunantwort. Ein internationales Team um Professorin Barbara Schraml vom Biomedizinischen Centrum der LMU hat nun einen neuen Typ dendritischer Zellen umfassend untersucht und deren wichtige Rolle für die Immunreaktion aufgedeckt.
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Symbolbild
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Wie die Forschenden zeigen, kommen dendritische Zellen, die sich durch die Expression des Transkriptionsfaktors RORγt auszeichen – sogenannte RORγt+ dendritische Zellen (DCs) – in vielen Geweben vor. Zudem sind sie im Lauf der Evolution über viele Arten hinweg erhalten geblieben, was darauf hindeutet, dass sie essenzielle Funktionen haben. „Wir wussten bereits, dass diese Zellen das Immunsystem im Gleichgewicht halten und Überreaktionen verhindern“, erklärt Schraml. „Jetzt allerdings haben wir entdeckt, dass sie auch flexibel agieren und aktiv Immunreaktionen auslösen können. Daher scheinen sie eine entscheidende Rolle in unserem Immunsystem zu spielen.“
Unter normalen Bedingungen tragen RORyt+ DCs dazu bei, das Immunsystem daran zu hindern, harmlose Ziele wie die Darmmikrobiota oder Nahrungsbestandteile anzugreifen. Treten jedoch Infektionen oder Entzündungen auf, können sie ihre Rolle wechseln und andere Immunzellen aktivieren. Besonders interessant ist nach Ansicht der Autoren, dass diese Zellen anscheinend auch bei Krankheiten wie Multipler Sklerose eine Rolle spielen: Bei Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose nehmen sie ein aggressives Profil an, was darauf hindeutet, dass sie zu Entzündungen im Gehirn und Rückenmark beitragen.
Die duale Funktionalität von RORγt+ DCs eröffnet auch neue therapeutische Möglichkeiten: So könnten diese Zellen möglicherweise zukünftig gezielt eingesetzt werden, um entweder ein überaktives Immunsystem zu bremsen oder das Immunsystem zu stimulieren. „Beispielsweise könnten sie ein Ziel sein für Therapien zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, zur Verbesserung von Impfstoffen, zur Unterstützung der Krebsimmuntherapie oder zur Behandlung von Allergien“, erklärt Schraml.
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