Hautflora als Schlüssel in der Krebstherapie?

22.08.2024

Kann das Mikrobiom der Haut, auch Hautflora genannt, die Wirksamkeit einer Krebstherapie beeinflussen? Das möchte Dr. Robin Reschke von der Hautklinik des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, herausfinden. Die Deutsche Krebshilfe ermöglicht seine Forschung an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg mit einer großzügigen Förderung. Sie hat Reschke in das renommierte Max-Eder-Programm aufgenommen und unterstützt ihn und seine Nachwuchsgruppe in den kommenden vier Jahren mit mehr als 700.000 Euro.

Dr. Robin Reschke interessiert sich für Therapieansätze bei fortgeschrittenem Hautkrebs: Insbesondere fasziniert ihn die Tatsache, dass bei manchen Fällen von Hautkrebs die Immuntherapie über eine Aktivierung des körpereigenen Immunsystems beeindruckend gut wirkt, in anderen Fällen dagegen völlig versagt. Ab September will er mit seiner Max-Eder-Nachwuchsgruppe herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen den Mikroorganismen, die die Haut besiedeln (Hautmikrobiom), und der Wirksamkeit der Immuntherapie gegen Hauttumorzellen gibt.

Wichtig für die körpereigene Immunabwehr sind die sogenannten T-Zellen, weiße Blutkörperchen, die sowohl Krankheitserreger als auch Krebszellen bekämpfen können. Im Visier der Forschungsgruppe stehen insbesondere die gewebeständigen T-Gedächtniszellen (TRM-Zellen), die zum Beispiel bei Infektionen lokal entstehen und dort verbleiben. Sie werden aktiv, wenn die gleiche Infektion oder Zellentartung erneut auftritt: Dann schütten sie Signalstoffe aus, die helfen, die Erkrankung zu bekämpfen.

Reschke/UKHD

Das Bild zeigt die Anwendung der Spatial transcriptomics-Technologie an einer Gewebeprobe eines Plattenepithelkarzinoms. Zu sehen ist, wie das Eiweißmolekül Integrin, in b) dargestellt als rote Punkte, im Gewebe verteilt ist. Das Eiweiß ist für die Bindung der Zellen untereinander und die Kommunikation zwischen den Zellen zuständig.

Erfolgreiche Therapie dank Mikrobiom?

Parallel dazu untersuchen die Forscher das Mikrobiom von Patienten, die eine Immuntherapie gegen Hautkrebs erhalten haben. Dabei nutzen sie unter anderem eine relativ neue Methode, die Spatial Transcriptomics (räumliche Transkriptomik), mit der sich Zelltypen anhand ihrer mRNA-Werte identifizieren und direkt im Gewebe zuordnen lassen. So kann das immunologische Mikroumfeld des Tumors genau dargestellt und untersucht werden.

Zunächst konzentriert sich der 34-jährige Reschke mit aktuell drei Mitarbeitern auf eine Form des weißen Hautkrebses, das fortgeschrittene Plattenepithelkarzinom, und vergleicht das Mikrobiom von Patienten, die von der Immuntherapie profitieren mit „Nicht-Ansprechern“. „Wir sind natürlich gespannt, ob sich das Mikrobiom von Patienten, bei denen die Immuntherapie angeschlagen hat, unterscheidet von dem Mikrobiom von Patienten, bei denen sie nicht gewirkt hat“, sagt Robin Reschke.

Sollte es einen Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und der Zahl der TRM-Zellen und damit dem Therapieerfolg geben, will Reschke im nächsten Schritt entsprechende Biomarker oder Zielmoleküle finden. In Zukunft könnte das Mikrobiom dann möglicherweise gezielt modifiziert werden, zum Beispiel mit einer Creme, damit mehr Krebspatienten von der Immuntherapie profitieren können. Reschke hofft, mit seinen Forschungen den Einsatz der Immuntherapie künftig auch auf Hautmetastasen, etwa vom schwarzen Hautkrebs (Melanom), sowie auf andere Krebserkrankungen ausweiten zu können.

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